Verkehr und Stadtentwicklung

Wenn Dich vor allem Lösungsideen für neue Verkehrskonzepte interessieren, bietet das neue Online-Angebot von Reset.org zur Mobilitätswende mehr und aktuellere Informationen als diese Seite: Hier geht es zur Mobilitätsseite von Reset.org. Auf dieser Seite findest Du Argumente für eine grundlegende Mobilitätswende. Lass Dich gerne von meiner Vision für ein grundlegend neues Verkehrskonzept inspirieren.

Fakten zum Verkehr

In Deutschland gibt es über 47 Millionen PKWs, die eine Gesamtfahrleistung von 642 Milliarden Kilometer pro Jahr zurücklegen. Der durchschnittliche Auslastungsgrad von PKWs liegt bei 33%.

Klima-Impact

Mittere CO2-Emissionen von Neufahrzeugen in Europa (Eurostat)

Mittlere CO2-Emissionen von Neufahrzeugen in Europa

Short Description: The indicator is defined as the average carbon dioxide (CO2) emissions per km by new passenger cars in a given year. The reported emissions are based on type-approval and can deviate from the actual CO2 emissions of new cars.

Übersicht über den CO2-Ausstoß verschiedener Verkehrsmittel.

Der VDC ergänzt dazu: Die Klimawirksamkeit des Flugverkehrs ist mindestens dreimal höher, als der Treibstoffverbrauch es nahegelegt. Das liegt daran, dass Flugzeuge ihre Emissionen in Höhen ausstoßen, in denen sie größere Schäden anrichten als gleiche Mengen am Boden. Der direkte CO2-Ausstoß von Flugzeugen wird deshalb üblicherweise mit dem so genannten RFI-Faktor (Radiative Forcing Index) multipliziert, um den Klimaschaden zu errechnen. Eine Aufbereitung des Themas „Auto, Bahn, Flugzeug oder Bus= Verkehrsmittel und C02-Bilanzen“ für den Schulunterricht findest Du hier. Du kannst die Berechnung des C02-Ausstoßes mit dem C02-Rechner des WDR personalisieren, indem Du Motorenvariante, Anzahl Personen im Auto etc. angeben kannst.

Wie viel CO2 entsteht bei der Produktion eines Autos?

Das Handelsblatt sagt: ca. 4,5 Tonnen CO2. „…UndZahlen des Öko-Institutsdeuten an, dass (Akku-)Recycling am Ende zu einer CO2-Gutschrift führen könnte. Wird etwa das Aluminium des Autos wiederverwertet, sinkt die CO2-Bilanz im neuen Auto erheblich.“
Der Spiegel bietet einen interaktiven Klima-Rechner für den Autokauf.
Mehr über die Umweltfreundlichkeit von Elektrofahrzeugen gibt es auf der Seite emobil-umwelt.de.

Dieser Abschnitt wird in Kürze bearbeitet

Was Spieltheorie und SUVs miteinander zu tun haben: Aggro-Mobilität als Gesellschaftskrankheit

Hier noch ein konkretes Beispiel, wieso es ohne REGELN nicht geht. Sicher hast Du Dich schon mal gefragt, wie es angesichts überfüllter Städte und Klimakrise möglich ist, dass der Anteil an SUV immer weiter zunimmt.

SUVs sind Ausdruck von Dominanz, von HOCHSTATUS: Ich bin stärker, größer, mächtiger und ich kontrolliere die Situation. Die Frontpartien dieser Autos werden bewusst und gezielt immer aggressiver gestaltet.

Das verleitetete zunächst nur einen gewissen, eher kleinen Teil der Menschen (ratet mal…), sich so ein Auto zu kaufen. Das waren zuerst nur ganz wenige. Nun gab es im Verkehr plötzlich eine neue Situation: Hinter mir, neben mir, vor mir fahren auf einmal bedrohlich wirkende Panzer. Ich fühle mich klein und unterlegen. Und wer will sich schon klein und unterlegen fühlen, wer geht schon freiwillig in den TIEFSTATUS.

Wer darauf empfindlich reagierte, kaufte sich alsbald selbst einen SUV (auch wenn man den nicht besonders praktisch findet und es sich um eine ökologische Peinlichkeit ersten Ranges handelt). Das hatte zur Folge, dass die gefühlte Bedrohlichkeit und die Konfrontation mit blechernem Dominanzgebahren für immer mehr Verkehrsteilnehmer*innen immer bedrängender wurde. Die Folge: Immer mehr Menschen kaufen sich einen SUV.

Und dass das so geschieht, ist kein Zufall. Auch in den Marketingabteilungen großer Autokonzerne sitzen Psychologen. Und ich bin mir sicher: die haben genau das vorhergesagt, was ich hier beschreibe. Und stießen dabei auf offene Ohren, denn so einen SUV kann man wesentlich teurer verkaufen, als kleinere Autos.

Deshalb helfen auch keine Apelle, Selbstverpflichtungen, Aufrufe an die Autokäufer. Das ist psychologisch gesehen Quatsch. Das Einzige, was hier hilft, ist das Verbot solcher Fahrzeuge. Und dieses Verbot wird nur kommen, wenn wir uns gemeinsam als Bürger*innen klar machen, auf welchen Teufelskreis wir hereingefallen sind und gemeinsam demokratisch beschließen, damit aufzuhören.

Ziele für die Entwicklung des Verkehrs

Eine Revolution des Nahverkehrs

Stell Dir eine Stadt ohne Staus vor. Wo jeder zügig an sein Ziel kommt, ohne die Umwelt zu vergiften. Wo man mit Kindern ohne Lebensgefahr mit dem Fahrrad unterwegs sein kann. So könnte es gehen:

  • Der Individualverkehr wird in Städten konsequent auf Trambahn und (Elektro) Busse umgestellt (während der extrem teure U-Bahn-Bau nur dazu dient, auf der Oberfläche den individuellen Autoverkehr zu erhalten). Ein Elektrobussystem mit Hybridantrieb und Oberleitungen lässt sich relativ leicht und schnell realisieren. Wo keine Oberleitungen sind, fährt der Bus via Batterie, die auf den Oberleitungsstrecken wieder aufgeladen wird.
  • Neue Technologien ermöglichen zusätzlich ein selbstfahrendes Kleinbussystem on demand (Holen per Handy-App, Berechnung des optimaleb Fahrwegs für alle Fahrgäste). Diese Systeme sind auch für den ländlichen Raum geeignet.
  • CarSharing-Systeme ergänzen das Verkehrskonzept dort, wo Autos tatsächlich – zum Beispiel für Transporte – erforderlich sind.
  • Auf den Straßen erhalten Fahrradfahrer (Elektrofahrräder) den Vorrang.

Insgesamt wäre ein solches Verkehrssystem wesentlich effektiver (im Endeffekt kommen alle schneller an ihr Ziel), als das heutige Verkehrschaos. Städte könnten auf diese Weise wieder zu Lebensräumen werden.

Das funktioniert natürlich nur, wenn Fahrbahnen und Parkmöglichkeiten für Individualautos drastisch eingeschränkt und zurückgefahren werden. Wichtig erscheint mir an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass Maßnahmen getroffen werden, die verhindern, dass am Schluss nur eine Schicht von Reichen weiterhin Individualverkehr in der Stadt für sich beanspruchen kann. Ein Beispiel: Teure Parkgebühren bevorzugen einseitig die Wohlhabenden, während Parkscheiben eine faire Nutzung von Parkmöglichkeiten steuern können.

Ideen für einen Paradigmenwandel im Verkehr

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Harald L. Brenndörfer
Ein neues Verkehrs-Paradigma

Vorhandene Lösungsansätze für einen umwelt- und sozialverträglichen Verkehr

Die Zukunft heißt Wasserstoff – Liquid Organic Hydrogen Carrier (LOHC)

Während wir hierzulande alles daran setzen, Autos mit Hilfe des knappen Rohstoffs Lithium zu elektrifizieren, steht eine neue Technologie kurz vor dem Durchbruch: Die Möglichkeit, Wasserstoff in einer Flüssigkeit zu speichern – eben den LOHC. Man kann sich das – stark vereinfacht – etwas so vorstellen, wie das Lösen von Kohlendioxid in einer Wasserflasche, nur dass der Wasserstoff erst in Gegenwart eines Katalysators freigesetzt wird.

Hydrogen Fuel

Hier einige weiterführende Links zu dieser Zukunftstechnologie:
Heißt die Lösung für das Treibstoffproblem LOHC? Verbrenner sind umweltschädlich, Hybride eine Zwischenlösung, Elektroautos aber irgendwie auch. Wie werden wir künftig fahren, was treibt unsere Autos an? Die Antwort zu kennen könnte LOHC heißen. Die Erklärung auf Ingeneur.de: „LOHC ist ein flüssiges, organisches Trägermaterial. Es handelt sich um eine Kohlenstoffverbindung auf Erdölbasis (z.B. Dibenzyltoluol). Das LOHC selbst spielt für den Antrieb der Verbrennungsmotoren allerdings gar keine Rolle. Denn die Energie soll nicht durch die emissionslastige Verbrennung von Kohlenstoff wie beim Diesel freigesetzt werden, sondern aus der Verbrennung des darin gebundenen Wasserstoffs. Das LOHC ist als Trägermaterial dennoch unerlässlich, weil es die Transportsicherheit des Wasserstoffs garantiert.“ … mittels Elektrolyse wird flüssiges Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. … Der Wasserstoff wird aufgefangen und chemisch an das LOHC gebunden. Das geschieht mittels Hydrierung in einem Katalysator. Gebunden an LOHC kann Wasserstoff in normalen Umgebungen nicht reagieren und somit sicher transportiert werden. Nur in Gegenwart eines Katalysators gibt es den Wasserstoff per Dehydrierung wieder ab, sodass er sich in Wasserstoffverbrennern z.B. nach dem Ottoprinzip verbrennen lässt.
Erste Projekte sind am Start, so etwa Wasserstoffzüge, die auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken eingesetzt werden können.
Führender Anbieter der LOHC-Technologie ist derzeit die Firma Hydrogenious Technologies.

E-Bikes als Lastenräder

Das gute alte „PureBike“ ist und bleibt die umweltfreundlichste Verkehrsalternative, denn Litium-Akkus sind problematisch. Aber entscheidend ist doch, dass man tatsächlich vom Auto umsteigt. Und wem das Fahrrad zu mühsam oder zu langsam ist (vor allem bei Transporten), für den kann ein E-Bike eine Alternative sein. Es macht schließlich auch einen Unterschied, wie groß die Litium Akkus sind. E-Bikes haben da sicher eine bessere Ökobilanz als E-Autos. Vor allem als  E-Lastenrad oder E-Bike mit Lastenanhänger (z.B. von Rolandtout-terrainHinterher, u.a.). Damit lassen sich auch größere Einkäufe problemlos erledigen.

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Speed Pedelecs – mit bis zu 45 km/h unterwegs

E-Bikes müssen nicht langweilig sein: Speed Pedelecs (z.B. Müller & Riese, Stromer, Haibike) fahren bis zu 45 km/h und könnten das Auto in der Stadt weitestgehend ersetzen. Die Vorteile von Speed Pedelecs lassen sich in der Stadt bislang nicht voll ausnutzen, weil der Autoverkehr diesen Spaß sehr riskant macht (und die derzeitigen Fahrradwege für Geschwindigkeiten über 25 km/h i.d.R. nicht ausreichen). Das Auto ist auch hier ein Hindernis für das Ausweichen auf umweltverträglichere Alternativen – aber es macht dennoch Spaß. Man muss sein S-Pedelec auch keineswegs ständig mit 45km/h fahren. Das Problem normaler E-Bikes ist die strikte Begrezung auf bürokratisch-administrative 25 km/h, was die Attraktivität deutlich begrenzt. Mit wenig Anstrengung ist man mit einem Speed Pedelec 35 km/h unterwegs, was schon deutlich flotter ist, als ein normales Fahrrad. Wichtig ist die Anschaffung guter Regenkleidung, denn es hilft wenig, wenn beim ersten Regentropfen alle Räder im Keller bleiben und wieder das Auto dominiert (empfehlenswert: der Hersteller Vaude orientiert sich an sozial-ökologischen Kriterien). Für die ganz Unerschrockenen gibt es sogar im Winter die Möglichkeit, mit Spike-Reifen zu fahren.

Interessant ist auch die Möglichkeit, sein E-Bike an einem eigenen Sonnenkollektor aufzuladen. Hier bin ich noch am experimentieren… Erfolgsmeldung kommt hoffentlich bald.

All das hat seinen Preis – und ist derzeit sicher nicht für alle finanzierbar. Wenn man dafür aber auf ein eigenes Auto verzichten kann, lohnt sich der Umstieg auf finanziell. Angesichts der hohen Bedeutung des Umstiegs vom Individualauto auf die Vernunft wäre natürlich auch von staatlicher Seite eine stärkere finanzielle Förderung zu wünschen.

Ist der elektrifizierte Individualverkehr die beste Lösung?

Unsere Städte und Landschaften ersticken im Individualverkehr. Das gesamte Leben wird durch die Überflutung mit Autos extrem eingeschränkt.

Wir haben unser Leben weitgehend dem Primat der Automobilität untergeordnet. Städte ersticken im Verkehr und auch auf dem Land sieht es auf mich besser aus. Was hindert daran, in den Städten Bus und Trambahnnetze auszubauen und Fußgängern und Radfahrern den Vorrang einzuräumen vor parkenden Autos?

Die derzeit favorisierte Idee von Elektromobilität zielt auf einen Erhalt des bisherigen Primat der individuellen Automobilität. Es ist jedoch erstens schlichter Unfug, so zu tun, als ob Elektroautos mit Lithium Akkus Null-Emissions-Autos seien. Lithium ist auf der Erde eine sehr begrenzte Ressource und wird vermutlich nicht ausreichen, um Auto-Elektromobilität in breitem Umfang zu verwirklichen. Möglicherweise ist die derzeitige Lithium-Technologie nur eine Übergangstechnologie wie die ersten „Energiesparlampen“ vor Einführung der LEDs. Neue Technologien sind bereits absehbar, so etwa die Liquid Organic Hydrogen Carriers, eine Methode zur relativ einfachen und sicheren Speicherung von Wasserstoff in einem flüssigen Medium.

Auch Elektroautos verbrauchen bei ihrer Herstellung enorme Ressourcen und bedingen hohen CO2 Ausstoß. Schließlich kommt auch der Strom mit dem diese Autos fahren nicht einfach aus der Steckdose. Das bedeutet: diese Fahrzeuge sind weder in beliebiger Stückzahl herstellbar, noch besonders CO2 sparend. Unsere Städte und Landschaften ersticken im Individualverkehr. Das gesamte Leben wird durch die Überflutung mit Autos extrem eingeschränkt. Das ist es, was sich ändern muss.

Was kann ich selbst für einen ökologisch akzeptablen Verkehr tun?

Checkliste für nachhaltige Mobilität

Nutze Verkehrsmittel in dieser Reihenfolge:
1. Fahrrad,
2. E-Fahrrad,
3. Öffentliche Nahverkehrsmittel, Busse und Bahn,
4. Leihauto und erst wenn es unbedingt sein muss,
5. ein eigenes Auto –
und verzichte, wenn irgend möglich, auf Flugreisen.

Wenn eine Flugreise unvermeidlich ist, nutze die Möglichkeit der CO2-Kompensation via www.atmosfair.de.

Frage Dich zuerst: Brauche ich ein EIGENES Auto? Wäre Car-Sharing eine Alternative, um ein Auto zu haben, wenn Du WIRKLICH eines benötigst? Wenn Du ein Auto kaufst, fahre es, solange es geht, weil die Herstellung einen großen Teil des ökologischen Impacts ausmacht. Gebrauchte Fahrzeuge sind bei der Anschaffung daher oftmals die ökologischere Alternative. Kaufe ein Auto, das ein gutes Verhältnis von Platzangebot und Gewicht hat. Kaufe möglichst sparsame Hybrid- oder E-Antriebe. Ein SUV mit 400PS E-Antrieb hat nichts mit Ökologie zu tun.

In Deiner Arbeitswelt kannst Du versuchen, Dienstreisen durch Telekonferenzen zu ersetzen, wo immer dies möglich ist, ohne die soziale Dimension der Zusammenarbeit zu vernachlässigen.

Beteilige Dich an Aktionen für ein lebensfreundlicheres Verkehrskonzept.

Critical Mass

„Critical mass (engl., dt. ‚kritische Masse‘) ist ein Trend in vielen Städten der Welt, bei der sich RadfahrerInnen scheinbar zufällig und unorganisiert treffen, um mit gemeinsamen Fahrten durch Ihre Innenstädte mit ihrer bloßen Menge auf ihre Belange und Rechte gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam zu machen. Organisation? Es gibt keine! Critical Mass organisiert sich von selbst. JedeR mit einem Fahrrad ist Willkommen! 🙂 „

Quelle: https://criticalmass.de/

Hier findest Du noch mehr über Critical Mass: https://itstartedwithafight.de/

Regionale Aktionen: Bürgerentscheide, Demonstrationen