In der Diskussion um einen Weg zu Ökologie und sozialer Gerechtigkeit taucht immer wieder eine Forderung auf: Ja keine Katastrophenszenarien! Damit schrecken wir nur ab. Ja keine Forderungen, die zu sehr von den gegenwärtigen Überzeugungen unseres Wirtschaftssystems abweichen. Da ernten wir nur Widerstand.
Was aber, wenn die Realität so IST, dass selbst die nüchternste Beschreibung nach (drohender) Katastrophe klingen muss?
Wenn es einfach so IST, dass Menschenrechte auf krasseste Weise mit Füßen getreten werden, dass Tier- und Pflanzenarten massenhaft ausgerottet werden, dass der Klimawandel auf irreversible Kipppunkte zusteuert? Ist es zumutbar, diese Aspekte der Realität anzuerkennen?
Was, wenn unsere Ernährung auf dem maßlosen Leiden von zahllosen Tieren beruht und den Klimawandel und das Artensterben massiv vorantreibt? Was, wenn unsere Vorstellungen von Individualität zu einem Verkehrssystem geführt haben, das Städte zu lebensfeindlichen Orten macht?
Ist es zumutbar, das zu sagen?
Und was bedeutet der Faktor Zeit in alldem? Haben wir die Zeit, darauf zu warten bist der Übergang zu einem menschenfreundlichen und mit unseren ökologischen Lebensgrundlagen verträglichen, Wirtschaften so gestaltet ist, dass niemand den Eindruck hat, auf irgendetwas verzichten zu müssen? Können (dürfen) wir darauf warten, bis wir den Übergang zur lebensrettenden Vernunft mit genügend Spaßfaktor ausgestattet haben, dass jeder und jede bereit ist, die Notwendigkeit dafür anzuerkennen?
Auch wenn ich anerkenne, dass wir nie in der Lage sind, die Wirklichkeit als solche darzustellen, weil jede Darstellung eben ein Bild ist, so gibt es für mich dennoch offenkundige Tatsachen. Wenn ich eine Wand sehe und sage: das ist eine Wand, dann weiß ich: wenn ich dagegen laufe, dann werde ich mich verletzen. Es gibt das Offensichtliche.