Landwirtschaft und Ernährung

Trostlose Industrie-Landwirtschaft

Fakten und Analysen zu Landwirtschaft und Welternährung

Auch im 21. Jahrhundert bestimmt Hunger die Lebensrealität von 800 Millionen Menschen weltweit. Dabei erscheint es zunächst paradox, dass 70 % der weltweit produzierten Nahrungsmittel in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft erzeugt werden, aber zugleich die Mehrheit der Hungernden selbst Bauern und Bäuerinnen, Landarbeiterinnen, Hirtinnen oder Fischer*innen sind. Zudem würden die gegenwärtig produzierten Nahrungsmittel theoretisch ausreichen, um 12 Milliarden Menschen zu ernähren.

Die historisch einzigartigen Produktivitätssteigerungen der industriellen Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ermöglichten, dass der gesamte Output schneller (Faktor 2,6) als die Weltbevölkerung (Faktor 2,4) stieg. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft weltweit von 65 % auf 42 %.

Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung hält es die Welternährungsorganisation (FAO) dennoch für notwendig, die landwirtschaftliche Produktion weiter zu steigern. Denn nur so könne sie Ernährungssicherheit für alle gewährleisten.
Dieser krasse Gegensatz wirft viele Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein Teil der Weltbevölkerung nach Lust und Laune speist, während der andere Teil am Hungertuch nagt oder gar stirbt? Bieten gängige Maßnahmen zur Ernährungssicherung einen Ausweg aus dem Widerspruch zwischen Überkonsum und Hunger? Warum ändert sich nichts, obwohl vielfache Krisen – wie Hungerkrisen, Ressourcenknappheit oder ökologische Krisen – das Ernährungssystem prägen?

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

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Landwirtschaft, Ressourceneinsatz und fossile Energieträger

Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © C. Rüth, CC BY-SA 4.0, nach Springman et al., Nature 2018

SOURCE: Springman et al., Options for keeping the food system within environmental limits, Nature 562, 519–525 (2018), https://www.nature.com/articles/s41586-018-0594-0#Fig5 DESCRIPTION: Caption. Present (2010) and projected (2050) environmental pressures on five environmental domains divided by food group. Bevölkerungszuwachs und sich verbessernde  Einkommen für viele Menschen haben zur Folge, dass mehr Nahrung produziert werden muss. Wenn wir das mit den heutigen Technologien tun, wird unser Nahrungssystem im Jahr 2050 die Umwelt zwischen 50 und 90 Prozent stärker belasten als 2010. Für die 5 hier gezeigten Parameter werden dann die plantaren grenzen überschritten sein. NOTE: Abstract: The food system is a major driver of climate change, changes in land use, depletion of freshwater resources, and pollution of aquatic and terrestrial ecosystems through excessive nitrogen and phosphorus inputs. Here we show that between 2010 and 2050, as a result of expected changes in population and income levels, the environmental effects of the food system could increase by 50–90% in the absence of technological changes and dedicated mitigation measures, reaching levels that are beyond the planetary boundaries that define a safe operating space for humanity. We analyse several options for reducing the environmental effects of the food system, including dietary changes towards healthier, more plant-based diets, improvements in technologies and management, and reductions in food loss and waste. We find that no single measure is enough to keep these effects within all planetary boundaries simultaneously, and that a synergistic combination of measures will be needed to sufficiently mitigate the projected increase in environmental pressures.

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Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hält in einem Bericht zur Umweltkrise der Ernährung fest, dass im Wesentlichen ein erhöhter Wasser- und Düngemitteleinsatz die Steigerung der Ernten ermöglichte.
Die Landwirtschaft verbraucht heute etwa 70% des global verfügbaren Süßwassers, dreimal so viel wie vor 50 Jahren. Diese Produktionsweise stellt uns vor neue Probleme: Seit den 1970er-Jahren nimmt das Produktivitätswachstum deutlich ab. Das liegt unter anderem am Rückgang der natürlichen Fruchtbarkeit der Böden (Humusgehalt). Die bisherigen Methoden der industriellen Landwirtschaft (zum Beispiel Hochertragssaatgut, Agrochemie, Monokulturen oder Bewässerung) greifen zu kurz. Auch die Wachstumspotenziale durch Düngemittel sind weitgehend erschöpft. Laut UNEP ist daher weltweit mit der Expansion der Ackerflächen
zu rechnen. Jedoch ist Land bereits jetzt Gegenstand vieler Konflikte.

Die industrielle Landwirtschaft ist weltweit auf dem Vormarsch. Sie verdrängt im Namen des Fortschritts andere Formen agrarischer Produktion – und zerstört damit die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen. Dieser Prozess ist eng mit Strategien von Unternehmen sowie mit Wirtschafts-, Agrar-, Handels- und Geopolitiken verbunden. Sie richten sich an jene Konsument*innen, die über ›kaufkräftige Nachfrage‹ verfügen. Damit
sind Vorstellungen von einem ›modernen‹ und ›guten‹ Leben verknüpft: Fleisch muss billig und exotische Früchte jederzeit verfügbar sein.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

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Laut Weltklimarat (IPCC) trägt die Landwirtschaft aktuell maßgeblich zum Klimawandel bei: Schließt man weitere Klimaauswirkungen des Ernährungssystems (Verarbeitung, Verpackung, Transport, Lagerung und Abfälle) mit ein, so hängen 44-57 % aller Treibhausgasemissionen von der Art und Weise ab, wie wir uns ernähren.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

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Die Verursacher lagern die Kosten ihres Ressourcenhungers oftmals aus – so auch die Umweltschä den. Menschen und Umwelt ›anderswo‹ müssen die negativen Folgen tragen. Durch die Externalisierung von Kosten fließen diese nicht in wirtschaftliche Bewertungen ein; Nahrungsmittel werden billig gemacht. Auch die Effizienz der industriellen Landwirtschaft rückt so in ein besseres Licht. Bodenerosion, Versalzung, übermäßiger Wasserverbrauch oder der Verlust der Artenvielfalt bleiben unberücksichtigt. Gleiches gilt für die steigende Toxizität und Umweltverschmutzung in der Landwirtschaft (etwa durch Kunstdünger, Agrochemikalien und Abfälle). Laut einer Studie von KMPG verursacht die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie Umweltkosten in Höhe von 225 % des Profits – damit ist sie einsamer Spitzenreiter.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

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Was Lebensmittel wirklich kosten – wenn man den Ressourceneinsatz und den ökologischen Impact in den Preis einrechnet

Lies dazu das Interview mit Tobias Gaugler in Zeit Online: „Tierische Produkten müssten dreimal so teuer sein“. Gaugler ist Wirtschaftswissenschaftler am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg.

Deutschland liegt beim Ökolandbau zurück

SZ, 12.7.2019: Sterbende Höfe, belastete Äcker. Einem Expertenbericht „steige der Einsatz von Ressourcen und Pflanzenschutzmitteln …, die Artenvielfalt nehme ab, die Abhängigkeit von Futterimporten wachse … Intensive Formen der Nutztierhaltung ohne Auslauf nähmen zu statt ab, und immer häufiger würden Nutztiere eingesetzt, die einseitig auf hohe Leistung getrimmt seien. … Die Landwirtschaft sei von sehr starken Arbeitsplatzverlusten gekennzeichnet. … Das Höfesterben der vergangenen Jahre sei ein Zeichen dafür, „dass die Branche insgesamt durch einen Mangel an ökonomischer Nachhaltigkeit gekennzeichnet ist“. Allein von 2010 bis 2017 ist die Zahl der Betriebe mit Rinderhaltung der Studie zufolge um 18 Prozent gesunken, die der Betriebe mit Milchkühen ging um 28 Prozent zurück. Deutschland läge … beim Ausbau des Ökolandbaus weit hinter anderen europäischen Ländern.  Die Erträge seien zwar im Öko-Landbau durchschnittlich um 20 bis 25 Prozent niedriger, die Preise für Kunden etwas höher. Bei einer Reihe von Indikatoren schneide der ökologische Landbau aber deutlich besser ab. Vorteile bei Bodenfruchtbarkeit, Bodenbiologie, dem Schutz des Grundwassers und der Artenvielfalt seien nachgewiesen. Zudem sei der Gewinn ökologisch bewirtschafteter Betriebe in Deutschland in den meisten Jahren höher. Die Ernährungswerte seien besser. (Der Bericht liegt uns leider nicht im Original vor.)

Ausbeutung von Landarbeiter*innen

Der Agrarsektor beschäftigt einen besonders hohen Anteil an Arbeitsmigrant*innen, zum Beispiel auf Plantagen oder in der Nahrungsmittelverarbeitung. Die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen im ›Plastikmeer‹ von A lmeria, wo Tomaten produziert werden, oder die Orangenplantagen von Rosarno sind zwei von vielen Beispielen. Auch in der US-Landwirtschaft arbeiten eine Million lateinamerikanische Migrant*innen, 40 % davon ohne Papiere. Dies ist kein Zufall. Sie sind leichter ausbeutbar, da sie über wenige und schwach abgesicherte Rechte verfügen, einen unsicheren Aufenthaltsstatus haben und von rassistischer Diskriminierung betroffen sind. Ihnen bleibt häufig nichts anderes übrig, als temporäre, schlecht bezahlte und gesundheitsschädigende Arbeit anzunehmen. Auch viele Frauen werden in der Landwirtschaft systematisch benachteiligt und diskriminiert. Sie arbeiten in der Regel zu niedrigeren Löhnen als Männer und führen oft unbezahlte Tätigkeiten aus. … Ausbeuterische Klassen-, Geschlechter- und rassistische Verhältnisse sind im Ernährungsbereich weit verbreitet. … Arbeit ist dabei eine ›Ressource‹, die scheinbar unbegrenzt und ›billig‹ vorhanden ist. Ohne diese Ausbeutung wäre der enorme Wohlstand in ›unserer‹ Überflussgesellschaft nicht möglich.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

Landnutzung

Nutztierhaltung erzeugt auf über vier Fünftel der landwirtschaftlich genutzten Fläche weniger als ein Fünftel der weltweit konsumierten Kalorien und hat einen
erheblichen Anteil am Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase.

Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © Hannah Ritchie & Max Roser, OWID, CC BY-SA 4.0, based on data by FAO and World Bank Statistics, https://ourworldindata.org/yields-and-land-use-in-agriculture, modified and translated by Catherine Eckenbach. SOURCE: This image direct: https://ourworldindata.org/wp-content/uploads/2013/10/Land-use-graphic-01-01-01.png
Quelle: Scientists for Future; NOTES: Land-use for animal-based food includes Grazing land and Crop lands used for animal feed.
CREDITS: © Gregor Hagedorn, CC BY-SA 4.0, DATA FAO via Our World in Data; Crops in Agricultural Land = Crops minus Animal feed
See also: https://ourworldindata.org/agricultural-land-by-global-diets and https://ourworldindata.org/wp-content/uploads/2013/10/Land-use-graphic-01-01-01.png, Animal & Plant Icons: Catherine Eckenbach, CC-BY-SA 4.0 [SlideID:1851]

Einen allgemeinen Überblick über Landnutzung und Ernteerträge findest Du bei Ourworldindata „Yields and Land Use in Agriculture„. Hier werden auch Korrelationen zwischen Erträgen und dem Einsatz chemischer Dünger gezeigt.

Landgrabbing – auch in Europa

Ackerland wird zunehmend zum Investitionsobjekt für Energie-, Rohstoff- und Finanzkonzerne – auch in Deutschland. Ein Artikel aus dem Atlas der Globalisierung 2015 von Le Monde diplomatique (mehr lesen…)

Quelle: Le Monde diplomatique. Atlas der Globalisierung 2015, Landgrabbing in Europa, ein Beitrag von Roman Herre.

Waldvernichtung

Auch wenn die landwirtschaftliche Nutzung die wichtigste Ursache für die Waldvernichtung darstellt, gibt es weitere Interessen, wie z.B. Bergbau, weshalb wir das Thema (Ur)Waldvernichtung im Hauptabschnitt „Ressourcen der Erde“ darstellen.

Hier nur der Hinweis, dass die Regenwaldvernichtung eng mit dem Thema Landgrabbing verknüpft ist: „Arme und landlose Menschen ziehen in die Wälder und roden („Brandrodungen sind Traktor und Dünger des kleinen Mannes“) zur Versorgung ihrer Familien Flächen zwischen ein und fünf Hektar. Wegen der meist sehr kargen und schlechten Böden, können die gerodeten Flächen nur für wenige Jahre bewirtschaftet werden.
Ohne Perspektive und bedrängt von Großgrundbesitzern geben viele Familien resigniert ihr Land auf. Kleinbauern als Speerspitze der Agroindustrie!
Die gerodeten Flächen werden jetzt nämlich günstig von Großgrundbesitzern übernommen, die Kleinbauern ziehen mit ihren Familien weiter in die Wälder hinein oder arbeiten als Tagelöhner auf den Farmen der Großgrundbesitzer … Landverteilungskonflikte als „Motor der Entwaldung“.“
Quelle: Faszination Regenwald.

Palmöl

Quelle: Zeit online 6.6.2018: Kann diese Pflanze böse sein?

Der Anbau von Palmöl geht häufig mit der Vernichtung von Regenwäldern einher. Indonesien und Malaysia liefern etwa 85% der Weltproduktion. Der durchschnittliche Europäer verbraucht 23 kg Palmöl pro Jahr.

Das Problem: Keine andere Nutzpflanze produziert so viel Öl pro Fläche wie die Ölpalme. Pro Hektar Anbaufläche kann man durchschnittlich vier Tonnen Palmöl pro Jahr gewinnen, bei Raps, Kokos oder Sonnenblumen sind es nur rund 0,7 Tonnen gewinnen, bei Soja 0,4 Tonnen. Alternative Öle brauchen also noch größere Anbauflächen als Palmöl, was ebenfalls einen hohen ökologischen Impact bedeutet.

Eine Frage (siehe Zeit-Artikel), die man sicherlich klar beantworten kann, ist diese: Ist es sinnvoll, Palmöl im Tank zu verbrennen, wenn 800 Millionen Menschen hungern oder mangelernährt sind?

Kokosöl ist keine Alternative

Aufgrund des Palmöl-Dilemmas und der zunehmend kritischen Sicht der Verbraucher*innen haben Produzenten*innen begonnen, auf Kokosöl umzusteigen. „Palmöl-frei“ = gutes Gewissen.

Leider stimmt das Gegenteil: Kokospalmen sind wesentlich weniger ertragreich, was zu einem höheren Flächenverbrauch für die gleiche Menge Öl führt. Darüberhinaus gibt es bislang nur wenig Kokosöl aus zertifzierten Plantagen, bei denen zumindest geringe Standards eingehalten werden. Bislang gab es hier vielfach kleinbäuerliche Strukturen, inzwischen werden es aber mehr und mehr Großplantagen. Diese beiden einfachen Aussagen könnt Ihr natürlich noch genauer nachlesen, z.B. bei der

Falls Euch die Einschätzung der gesundheitlichen Wirkungen von Kokosöl interessieren, könnt Ihr hier das Video von maiLab anschauen: Was ist jetzt mit dem Kokosöl?

Aber es sind Alternativen in Sicht, wie der Zeit-Online-Artikel „Zum Frühstück Insektenbutter aufs Brot“ zeigt. Keine Angst, es geht auch ohne Insekten:

Hier noch ein kleiner Tipp am Rande: Wenn Du Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel nimmst (weil Du Dich z.B. vegan ernährst und keinen Fisch isst), kannst Du auch hier auf vegane Alternativen zurückgreifen (hier z.B. bei Alpha Foods). Die Mikroalgen sind nämlich wunderbar in der Lage, eben diese Omega-3-Fettsäuren zu produzieren und können in Tanks kultiviert werden.

Bedingungen und Folgen der Massentierhaltung

Quelle: https://ourworldindata.org/grapher/land-use-per-gram-of-protein-by-food-type

Da das global verfügbare Weideland weitgehend ausgeschöpft ist, wird die wachsende Fleischproduktion über Futtermittel gewährleistet. Dafür braucht es jedoch mehr Ackerland. Die meisten Masttiere fressen statt Gras heute Mais, Soja, Weizen und anderes Getreide. Insgesamt 40 % der weltweiten Getreideernte und große Mengen an Ölschroten, vor allem aus Soja, landen in den Trögen der Tiere. Feuchtgebiete, Graslandschaften, Wälder und Brachen werden dafür in Agrarland umgewandelt. Mit den Kalorien, die bei der Umwandlung von pflanzlichen in tierische Nahrungsmittel verloren gehen, könnten 3,5 Milliarden Menschen ernährt werden.

Heute wird weltweit fast doppelt so viel Fleisch pro Kopf gegessen wie noch vor 55 Jahren. Gleichzeitig bevölkern mehr als doppelt so viele Menschen wie damals
die Erde (siehe Abb. 7.10). Damit hat sich die weltweite Fleischproduktion von 75 auf über 300 Millionen Tonnen mehr als vervierfacht. Im Jahr 2012 wurden dafür 65 Milliarden Wirbeltiere geschlachtet – im Schnitt also 10 pro Mensch. Der globale Anstieg des Fleischkonsums geht dabei mit der tief verankerten Wahrnehmung einher, dass es sich bei Fleisch und tierischen Produkten um überlegene Nahrungsmittel handelt: Daraus gewonnene Proteine seien wertvoller als pflanzliche. Fleischkonsum wird dementsprechend von immer mehr Menschen weltweit als Bestandteil eines ›besseren‹, ›gesünderen‹ Lebens (nach westlichem Vorbild) begriffen. … Ernährung allgemein und Fleischkonsum im Speziellen
stellen ein gesellschaftliches Zugehörigkeitsmerkmal dar. Der steigende Verzehr von Fleisch suggeriert Fortschritt, die Überlegenheit des Menschen über andere Lebewesen und die Natur sowie kulturelle und soziale Macht. Der Verzehr von meist rotem Fleisch steht in vielen Gesellschaften für ›Männlichkeit‹, für ›das Tier‹ im Mann.

… Die Ungleichheit beim Fleischkonsum setzt sich global fort: In Deutschland und Österreich lag der pro-Kopf Fleischkonsum 2013 mit 86 beziehungsweise 91 Kilogramm weit über dem globalen Durchschnitt von 43 Kilogramm. Der Fleischkonsum in den USA und in Westeuropa hält sich auf hohem Niveau, während er global – mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen – zunimmt. Vor allem in den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) und im asiatischen Raum nehmen Fleischkonsum und -produktion rasch zu. Die Kluft zwischen Arm und Reich herrscht auch innerhalb von Gesellschaften, ist jedoch schwerer zu ermitteln. Vorwiegend Ober- und Mittelschichten steigern ihren Fleischkonsum – in einer
wachsenden Klasse transnationaler Verbraucher*innen. Die Armen weltweit bleiben von dieser Entwicklung ausgeschlossen. Der Verzehr von Fleisch stellt ein Privileg dar. Menschen, die übermäßig Fleisch und andere tierische Produkte wie Milch, Eier und Käse, konsumieren, greifen damit auch übermäßig auf die Biosphäre zu und beuten Tiere aus.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

Factsheet von OroVerde: Was unser Fleischkonsum mit dem Regenwald zu tun hat (externer link)

Mehr zu den Ursachen und Folgen der Regenwald-Vernichtung findest Du hier auf unserer Seite.

Quelle: https://atlas-der-globalisierung.de/fleisch-fuer-die-welt/

Ein Wort zu Soja: 80 Prozent des Sojas ist für Tierfutter bestimmt, also indirekt für die Fleischproduktion. Etwa zehn Prozent werden zu Treibstoffen verarbeitet und neun Prozent in die Herstellung von Pflanzenfettmargarine gesteckt. Nur ein Prozent des Sojas wird für Tofu- und Sojamilchprodukte genutzt. Optimal ist, Bio-Soja aus der EU zu beziehen (z.B. überwiegend bei Tofu von Taifun und vom DM).

„Why should we end animal agricouture“ von Jace Reese. (TED)
There are over 100 billion animals in the global food system, taking an enormous collective toll on our health and the environment. In this eye-opening talk, animal advocate and social scientist Jacy Reese makes a compelling argument as to why (and how) we should relegate the factory farming of animals to history’s scrap pile.

Agrartreibstoffe

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

Agrartreibstoffe versprechen eine neue, klimafreundliche, auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Alternative zu fossiler Energie. Zugleich bieten Investitionen in diesem Bereich profitable und scheinbar sichere Kapitalanlagen. Schätzungen
zufolge haben sich europäische Firmen für den Anbau von Agrartreibstoffen heute bereits über fünf Millionen Hektar Land im Globalen Süden gesichert – mehr als die Fläche Niedersachsens. In jüngerer Zeit äußern sich vermehrt Kritiker: Der Agrartreibstoff-Boom seit den 2000er Jahren hat zu einer weiteren Ausbreitung der industriellen Landwirtschaft geführt und ist Ursache für Entwaldung, Zerstörung
von Artenvielfalt und die teilweise Verdrängung von Nahrungsmittelanbau und kleinbäuerlicher Landwirtschaft.
Zudem zeigen Studien, dass Agrartreibstoffe klimaschädlicher sind als gedacht. Erstens braucht auch die Produktion von Agrartreibstoffen Inputs wie Dünger und Agrochemie, die unter hohem Energieeinsatz erzeugt werden. Wird dies berücksichtigt, ist die Klimabilanz häufig negativ. Zweitens werden beispielsweise Wälder oder Savannen in Anbauflächen für Energiepflanzen umgewandelt. Dies geht mit der Freisetzung gewaltiger Mengen an Kohlenstoff einher. Der Gallagher-Report errechnet in einem Szenario aus dem Jahr 2008, dass angesichts der Förderpolitiken für Agrartreibstoffe der EU und den USA der Anbau von Agrartreibstoffen bis 2020 etwa 500 Millionen Hektar zusätzliches Land benötigt. Das entspricht einem Drittel der aktuell verfügbaren Ackerflächen. So entstehen vor allem in Afrika, Indien, Brasilien, Malaysia und Indonesien täglich neue Plantagen, um mit Soja, Raps, Ölpalmen, Sonnenblumen, Jatropha, Mais, Weizen und Zucker nicht leere Mägen, sondern Tanks zu füllen. Die Forschung an weniger schädlichen und flächenintensiven Agrartreibstoffen steckt noch in den Kinderschuhen und bietet bislang keine realen Alternativen. Wahrscheinlich ist, dass trotz Einsparpotenzialen die negativen Folgen angesichts des anhaltenden Booms weiter zunehmen.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

Enorme Mengen an Nahrungsmitteln werden weggeworfen

Eine zusätzliche Problematik des Agrar- und Ernährungssystems ist der drastische Verlust an Lebensmitteln, der auf dem Weg vom Acker zum Teller entsteht. Der Anteil der Abfälle wird auf mindestens ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel geschätzt. Laut FAO sind das unvorstellbare 1,3 Milliarden Tonnen im Jahr.

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Der Zustand der Böden

Informationen aus DIE ZEIT
Wie geht es dem Boden? Allein in Deutschland gehen jeden Tag 60 Hektar an wertvollen Böden verloren. Sie wieder fruchtbar zu machen, kann Generationen dauern.
Des Bauern wichtigstes Gut“ – „Wenn es so wäre! Wer über den Zustand der Böden spricht, der muss über Landwirtschaft streiten. Was haben sich ein Bayer-Manager und ein Vordenker der Agrarökologie zu sagen?
Die Haut der Erde Zahlen und Fakten zu den Böden der Welt, erklärt in sechs Grafiken

Trinkwasser

Informationen aus DIE ZEIT
Bedrohte Ressource Wie viel Wasser gibt es, und wie viel Plastik schwimmt darin? Eine Übersicht in Grafiken
Als hätten wir fünf Planeten Zu wenig sauberes Wasser: Sind die Bauern schuld? Oder die verwöhnten Verbraucher? Der Aktivist Benjamin Adrion streitet mit dem Bauernvertreter Hubertus Paetow.

Welche Macht haben Lebensmittel- und Agrarkonzerne?

Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat aus einem Kreislauf- ein Durchfl usssystem gemacht: Ersteres passt sich lokalen Bedingungen an und erzeugt oder züchtet selbst die nötige Energie, Saatgut, Düngemittel, Futtermittel und Tiere. Das Durchfl usssystem hingegen kauft diese großteils zu. Für landwirtschaft liche Erzeuger*innen steigt damit die Abhängigkeit von vorgelagerten (etwa
Saatgut, Dünge- und Futtermittel) und nachgelagerten Bereichen (wie Verarbeitung und Handel).
Immer weniger Konzerne kontrollieren den Nahrungsmittelmarkt. Die für die Produktion notwendigen Ressourcen beziehen die Landwirte nun ›extern‹ aus einem anonymen (Welt-)Markt. Die Nahrungsmittel sind losgelöst von ihren Produktionsbedingungen und -standorten, sie erscheinen als »Nahrungsmittel von nirgendwo«. Freihandelsabkommen treiben diese Weltmarktorientierung noch weiter voran. Es entsteht eine wachsende Ungleichheit zwischen Exportbetrieben und von lokalen Märkten abhängigen Erzeugern. So haben etwa durch Handelsliberalisierungen der Welthandelsorganisation (WTO) und die damit einhergehenden Dumping- und Verdrängungseffekte rund 30 Millionen Bauern und Bäuerinnen in Ländern des Globalen Südens ihre Existenzgrundlage verloren.
Entlang eines undurchsichtigen Netzes an Wertschöpfungsketten findet eine massive Machtkonzentration statt. Immer weniger große Akteure beherrschen den gesamten Sektor. Die weltweite Produktion von Pestiziden und Saatgut wird von einigen wenigen Konzernen dominiert. Sie erzeugen so gut wie alle gentechnisch veränderten Pflanzen und besitzen das Gros der Pflanzenpatente weltweit.

Quelle: https://aufkostenanderer.org/portfolio/ernaehrung-und-landwirtschaft/

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Ein Blick in die Nachrichten:
April 2019: Pepsi droht indischen Kleinbauern mit einer Klage, weil sie eine vom Unternehmen patentierte (!) Kartoffelsorte angebaut haben soll.

Wie super sind Supermärkte?

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Seit Anfang der 1990er-Jahre verschieben sich die Machtverhältnisse im Lebensmittelsystem zunehmend zum Vorteil des Lebensmitteleinzelhandels. Supermärkte nehmen als ›Türsteher‹ zwischen Erzeugerinnen und Konsument
innen eine bedeutende Rolle ein. Entsprechend steigt die Markt- und Machtkonzentration in vielen Ländern.
In Deutschland kontrollieren die fünf führenden Supermarktketten Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Metro rund 90 % des Marktes,69 in Österreich dominieren Rewe, Spar
und Hofer 87 %.70 Diese Zahlen sind mit einer zentralen Entwicklung verbunden: Die Nahrungsmittelmärkte in Ländern des Globalen Nordens sind gesättigt. Daraus folgt ein harter Verdrängungswettbewerb um Marktanteile.
Durch folgende Strategien wollen Supermärkte als Gewinner aus dem Wettbewerb hervorgehen: Erstens bringen sie immer mehr und neue Waren auf den Markt.
Schätzungen zufolge bietet die Lebensmittelbranche allein in Großbritannien jedes Jahr 12.000 neue Produkte an. Zugleich lädt sie Produkte mit ›neuen‹ Bedeutungen auf, die von ›bäuerlicher Idylle‹ über ›Gesundheit‹ bis ›Wohlbefinden‹ reichen. Über Labels wird auch beansprucht, besonders ›faire‹, ›CO2-neutrale‹ oder ›ökologische‹ Produkte zu verkaufen.
Zweitens herrscht der Kampf um die geringsten Preise. Supermärkte können aufgrund ihrer Marktmacht die Preise bestimmen und drücken, auf Kosten von Arbeiterinnen, Bäuerinnen und unserer Umwelt. Ebenso definieren Supermärkte Qualität und Art der Ware. Ein Beispiel dafür sind Eigenmarken: Anstatt von den Marken anderer Akteur*innen abhängig zu sein, erscheint in den Regalen die scheinbar gleiche – eigene – Ware: Supermärkte machen Zulieferer dadurch auswechselbar und stellen sie in Konkurrenz zueinander. Dadurch setzen sie für sich günstige Konditionen durch. Zudem können sie in die Produktion eingreifen. Drittens erschließt die Lebensmittelbranche neue Märkte. Die Liberalisierung
von Handel und Investitionen sowie die Deregulierung der Agrarmärkte machen’s möglich. Investitionen im Ausland und Übernahmen von kleineren, lokalen Supermarktketten dienen oft als Türöffner. Denn lokale Ketten haben bereits Fuß gefasst und kennen sich mit Konsumgewohnheiten im jeweiligen Land aus. Lokale Händler und Erzeugerinnen sind oft die Leidtragenden des Verdrängungswettbewerbs. Wachsende Konkurrenz und Preisdruck am Weltmarkt führen auch dazu, dass sie bei Liefer-, Preis- und Qualitätsstandards nicht mithalten können. Neue Arbeitsplätze wiegen dies nur bedingt auf. So ziehen die großen Supermarktketten Wertschöpfung aus der Region ab und zerstören die Lebensgrundlage zahlreicher Menschen. Supermärkte beeinflussen heute maßgeblich das Ernährungssystem. Sie ermöglichen und verstärken die imperiale Ernährungsweise. Konsumentinnen haben erst bei den Regalen die Wahl – zu einem Zeitpunkt, an dem wesentliche Entscheidungen bereits getroffen sind.

Wie gut ist eigentlich unsere Ernährung?

Das nebenstehende Video stammt von einem Dr. Lustig – ist aber nicht so vergnüglich wie der Name des Vortragenden. Worum geht es? Fette kamen irgendwann in den Verdacht, DICK zu machen. Weil die Menschen schlank bleiben wollen, hat man low-fat-food kreiert. Aber in Form von industrieller Fertignahrung schmeckt das nicht. Deshalb hat man einen Ersatz gesucht und gefunden: Fruktose. Die steigert nicht den Blutzucker, erzeugt KEIN Sättigungsgefühl – aber die Fertignahrung schmeckt besser. Das Problem: Fruktose wird überwiegend in der Leber verstoffwechselt und belastet diese ähnlich wie Alkohol. Und wird – wie dieser – letztlich zu Fett umgebaut. Das bedeutet: Die Nahrung enthält zwar weniger Fett, macht aber dennoch dick. (Grob gesagt: Wir werden von der Lebensmittelindustrie verarscht) Besonders problematisch ist dies bei Getränken, über die wir große Mengen von Fruktose aufnehmen können, die unseren Organismus belastet und dick macht – ohne dass uns ein Sättigungsgefühl warnen könnte. Dr. Lustig erklärt die Zusammenhänge. Viel Spaß bei einem Ausflug in die Physiologie und Biochemie:

Hier noch eine weitere Video von Dr. Lustig: „Processed Food: An Experiment That Failed

Ich hab mal versucht, das Ganze als Nicht-Biochemiker nachzuvollziehen und einen Foliensatz draus gemacht, den Du hier downloaden kannst:

Falls Du Dich besonders für gesunde Ernährung interessierst: Auf Ihrer (nicht ganz unkommerziellen) Webseite „schnelleinfachgesund.de“ bieten drei junge Akademiker (Biochemiker, Gesundheits- und Sportwissenschaftler) jede Menge an umfassenden tiefgehende Informationen zu einzelnen Nahrungsmitteln.

Auch eatsmarter bietet viele gute Tipps für eine gesunde Ernährung.

Die Überfischung der Meere

Dieser Abschnitt ist erst im Entstehen. Für den Anfang:

Der WWF hat zusammen mit EjF das Fish Forward Projekt gegründet. Die folgenden Abschnitte sind der Webseite des Projekts entnommen:

Arten und Lebensräume in Gefahr

Jahrhunderte lang wurden die Ozeane als unerschöpfliche Quelle von Fischen und Meeresfrüchten gesehen. Heute wissen wir, dass knapp 60 Prozent der Fischbestände bis an nachhaltige Grenzen befischt und rund 33 Prozent überfischt sind.

Ganze Arten wie der Pazifische Rote Thun sind am Rande des Zusammenbruchs und auf dem geringsten Bestandsniveau aller Zeiten. Zerstörerische Fangpraktiken schädigen Lebensräume, Meeresökosysteme, ihre Vielfalt und Produktivität und bedrohen die Lebensgrundlage küstennaher Gemeinschaften. Aufgrund der Überfischung und Zerstörung von Lebensräumen haben Fischbestände keine Zeit und immer weniger Platz, um sich zu erholen.

Beifang tötet

Als Beifang bezeichnet man ungewollt gefangene Meerestiere, die neben der Zielfischart in den Netzen landen. Oft wird Beifang verletzt oder tot zurück ins Meer geworfen. Es wird geschätzt, dass Beifang 40 Prozent der weltweiten Gesamtfangmenge ausmacht. [4] Häufig sind Arten wie Wale, Delphine und Schildkröten davon betroffen. Es ist ein sinnloser Tod und ein enormes Problem. Nachhaltige Fangmethoden können Beifang drastisch reduzieren.

Schädliche Aquakultur

Nicht-nachhaltige Aquakultur hat viele negative Auswirkungen. In einigen Küstenregionen werden Mangrovenwälder – ein wichtiger Laichplatz und die Kinderstube für viele Arten – zerstört, um Fischfarmen zu errichten. Nicht-nachhaltige Aquakultur kann auch zur Überfischung beitragen. Bedeutende Mengen gefangenen Wildfischs werden verwendet, um Zuchtfische zu füttern. Dies erhöht den Druck auf Fischbestände anstatt ihn zu verringern. Nachhaltige Aquakultur hingegen hilft dabei, diesen Druck zu reduzieren und natürliche Lebensräume zu erhalten.

Gesunde Ozeane nützen den Menschen

Die stetig wachsende Weltbevölkerung, rasante Entwicklung von Küstengebieten, schwaches Fischereimanagement, boomende Aquakultur und mangelndes Wissen über den wirtschaftlichen Wert der Meeresressourcen für die küstennahe Bevölkerung haben zu Problemen für die Meeresumwelt und die von ihr abhängigen Menschen geführt.

Gesunde Meere und Fischbestände sind für den Lebensunterhalt von Küstengemeinden und Kleinfischereien von entscheidender Bedeutung. Millionen von Menschen hängen von der Fischerei als Nahrungs- und Einkommensquelle ab. Leere Meere bedeuten leere Mägen und leere Taschen. Der Konsum von nachhaltigem Fisch hilft daher Meeren und Menschen.

Der einfachste Ansatz für das eigene Handeln: Verzichte auf Fisch (die meisten Fischarten sind überfischt und Fischzucht ist überwiegend nicht ökologisch).

Wenn Du Fisch kaufst: „Kaufe günstigen Fisch mit Schwanz und Kopf, am besten an der Fischtheke.“  Hinweise zum Schutz von Fischbeständen findest Du bei Reset.org und beim WWF-Fischratgeber.

Was spricht gegen die genannten Informationen und Fakten?

Wenn Du belegbare Informationen hast, die den hier dargestellten widersprechen oder diese ergänzen, sende uns bitte eine E-Mail, möglichst mit entsprechenden Links und Belegen dazu. Wir prüfen Deine Informationen im Rahmen unserer Möglichkeiten und werden sie veröffentlichen, wenn wir die Evidenz nachvollziehen können. 

Ziele für eine nachhaltige Landwirtschaft und Welternährung

Aktuell: NABU-Kampagne für eine neue Agrarpolitik.

Ziele der Vereinten Nationen

2. Ziel der Vereinten Nationen

.

15. Ziel der Vereinten Nationen

Lösungsansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft und Welternährung

Landwirtschaft: Grundsätze

Gefördert werden zukünftig nur noch Betriebe bis zu einer bestimmten Größenordnung. Großbetriebe und Fabrikfarmen werden nicht mehr gefördert. Man könnte sogar daran denken, die Flächen, die ein Betrieb oder ein Eigentümer bewirtschaften darf, grundsätzlich zu begrenzen.
Für die gesamte Landwirtschaft werden Regelungen festgelegt, die eine Naturzerstörung durch Landwirtschaft verhindern.
Die ökologisch nachhaltige Erzeugung von Lebensmitteln wird gefördert.

Massentierhaltung wird nicht mehr gefördert. Für die Tierhaltung werden strenge Regeln definiert und mit Strafen belegt. Diese Regeln stellen sicher, dass die Tiere zumindest nicht leiden müssen.

TED-Talks zu Landwirtschaft und Ernährung

3 reasons why we can win the fight against poverty“ von Andrew Youn.
Half of the world’s poorest people have something in common: they’re small farmers. In this eye-opening talk, social entrepreneur Andrew Youn shows how his group, One Acre Fund, is helping these farmers lift themselves out of poverty by delivering to them life-sustaining farm services that are already in use all over the world. Enter this talk believing we’ll never be able to solve hunger and extreme poverty, and leave it with a new understanding of the scale of the world’s biggest problems.

„How farming could employ Africa´s young workforce – and help build peace“ von Kola Masha.
Africa’s youth is coming of age rapidly, but job growth on the continent isn’t keeping up. The result: financial insecurity and, in some cases, a turn towards insurgent groups. In a passionate talk, agricultural entrepreneur Kola Masha details his plan to bring leadership and investment to small farmers in Africa — and employ a rising generation.

The other inconvenient truth“ von Jonathan Foley.
„A skyrocketing demand for food means that agriculture has become the largest driver of climate change, biodiversity loss and environmental destruction. Jonathan Foley shows why we desperately need to begin „terraculture“ — farming for the whole planet.“

„Leather and meat without killing animals“ von Andras Forgacs.
„By 2050, it will take 100 billion land animals to provide the world’s population with meat, dairy, eggs and leather goods. Maintaining this herd will take a huge, potentially unsustainable toll on the planet. What if there were a different way? In this eye-opening talk, tissue engineering advocate Andras Forgacs argues that biofabricating meat and leather is a civilized way to move past killing animals for hamburgers and handbags.“

„Hunger isn’t a food issue. It’s a logistics issue“ von Esther Ndichu.
„Most people presume that world hunger is caused by a lack of food. But Esther Ndichu, Humanitarian Supply Chain Director at UPS, argues that the real issue is logistics. She points out that farmers often struggle to get goods to market and that food often rots just miles from the neediest people. She explains that by fixing „the last mile“ hunger can be solved in our lifetime.“

Ernährungssouveränität

Reset.org: Bio für Fortgeschrittene: „Obst und Gemüse aus erster Hand.Immer mehr Menschen ziehen Bioprodukte vor und das Angebot in den Biomärkten wächst stetig. Für diejenigen, die gezielt in den Anbau von regionalem Bioobst und -gemüse investieren und aktiv werden möchten, gibt es einige Alternativen, z.B. die Biokiste, die Solidarische Landwirtschaft oder Bauerngärten.“

Wie das geht, können wir aus erster Hand berichten. Vor den Toren Münchens hat das Kartoffelkombinat eine alte Gärtnerei und Äcker gekauft und bewirtschaftet diese für über 1000 Münchner Mitglieder-Familien, die jede Woche einen Ernteanteil erhalten. Angebaut wird, was man in unseren Breiten anbauen kann, auf ökologische Basis (was da angebaut wird, ist wirklich bio). Und das auf faire Weise, denn die Angestellten erhalten ein Gehalt, das deutlich über Vergleichsgehältern in der Branche liegt. Man kann mithelfen, es gibt Feste und es gibt einen Verein, der sich speziell um Information, Austausch und konzeptuelle Weiterentwicklung kümmert. Mehr dazu findest Du beim KARTOFFELKOMBINAT.DE.

Der Verein Nyeleni (benannt nach einer Bäuerin aus Mali) vertritt das Prinzip der Ernährungssouveränität:
I. Achse: Produktion von Nahrungsmitteln
II. Achse: Nahrungsmittel-verteilung
III. Achse: Arbeits- und soziale Verhältnisse
IV. Achse: Gemeingüter
V. Achse: Nahrungs- und Landwirtschaftspolitik

Landwirtschaftspolitik

Auch politisch nehmen die Biobauern Stellung:
„Der Landwirtschaftsausschuss des EU-Parlaments hält leider weiterhin an der Agrarpolitik von gestern fest. Geld soll weiter pauschal Landbesitz belohnen, fast egal, wie darauf gewirtschaftet wird. Damit stellt sich die Mehrheit der Abgeordneten gegen jene Bauern, die mehr für Bienen, Klima und Wasser tun wollen.
Besonders Bio-Bauern zeigen: Klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft funktioniert, ist aber nicht umsonst zu haben.

Die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) muss dringend umsteuern und mit den Milliarden Steuergeldern die Bauern honorieren, die unsere Ressourcen aktiv schützen. 
Wer etwas leistet für Umwelt und Gesellschaft, muss stärker unterstützt werden.“
kommentiert Dr. Alexander Gerber, Vorstand vom BÖLW (Bund ökologischer Lebensmittelwirtschaft). (zitiert nach: Kartoffelkombinat, Mai 2019)

Parteiencheck Landwirtschaft (Europawahl 2019)

Nyeleni schätzt die Landwirtschaftspolitik der Parteien (Stand Mai 2019) im Hinblick auf die Ziele ökologischer und regionaler Landwirtschaft so ein:

nyeleni landwirtschaftspolitik

Was kann ich selbst tun, um eine nachhaltige, faire und ökologische Landwirtschaft zu fördern?

Einkaufen: Regional, saisonal, bio, fair.

Fleisch, Milchprodukte und Fisch durch vegane Nahrungsmittel ersetzen, soweit es Dir möglich ist.

Lebensmittel teilen: Foodsharing

Lebensmittel „retten“ und verwerten: Hier gibt es einen guten Überblick bei smarticular.net. Hilfreiche Apps und Webseiten sind: Too Good To Go, REsQ Club, sirplus (vertreibt „abgelaufene“ Waren), etepetete (Biokiste, auch mit „unperfekten“ Lebensmitteln).

Aktionen für eine lebendige Landwirtschaft und Ernährung unterstützen:

Quelle für die nachfolgenden Tipps und Links: „Auf Kosten anderer

» Nyeleni: Erstes globales Forum für Ernährungssouveränität sowie Europäisches Forum für Ernährungssouveränität, Nyeleni in Deutschland und Österreich.

» La Vía Campesina – internationale Bewegung für Bäuerinnen und Bauern, Landlose, migrantischen Landwirtschaftsarbeiter*innen, u.v.m. (sowie Ableger in Österreich).

» Transition Town Movement – Bewegung für Orte im Wandel

» Soziale und ökologische Kämpfe: Transition Europe

» Food-Coops in Deutschland und in Österreich

» Solidarische Landwirtschaft in Deutschland in Österreich

» “Wir haben es satt”-Bündnis für eine ökologische und bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland und Österreich.  

» Gartenpolylog: Österreichisches Netzwerk von Gemeinschafts-, Nachbarschafts- und interkulturellen Gärten

» Stadtacker – Urbane Landwirtschaft in Deutschland

» Globe Spotting – Blog von Uwe Hoering

» Agrardebatte – zu Welternährung und globaler Landwirtschaft

to be continued…