Ungleichheit überwinden

Wir haben hier sehr viele Informationen zusammengeführt. Wenn Du gerade nicht viel Zeit hast, empfehlen wir Dir zum Einstieg den Vortrag von R. Wilkinson „The consequences of inequality“ (16 Min).

Zusammenfassung

Wir sehen sowohl zwischen den Nationen (Nord-Süd-Gefälle), wie auch innerhalb der Nationen eine zunehmend extremer werdende Ungleichheit. Diese extreme Ungleichheit ist nicht legitimierbar (schon gar nicht durch „Leistung“). Das von Reichen angehäufte Vermögen hat nichts mit deren Beitrag zum Gemeinwohl zu tun (eher im Gegenteil). Extreme Ungleichheit schadet in vielfältiger Weise (vgl. „The consequences of inequality„), sie führt zu Machtverschiebungen, stört demokratische Prozesse, trägt zur Entwicklung extremistischer oder populistischer politischen Haltungen (AfD…) bei. Selbst mathematisch lässt sich belegen, dass Umverteilung zu einem insgesamt größeren Nutzen führt – der aber nicht erreicht wird, weil wir zulassen, dass Wenige immer mehr bekommen.

Deshalb sagen wir:

Wir brauchen a) eine Umverteilung (das auch), die die entstandene Dysbalance wieder ins Gleichgewicht bringt. Mögliche Wege dazu sind hohe Erbschaftssteuern und eine Rückverteilung von Umwelt-CO2-Steuern umgekehrt proportional zum Einkommen/Vermögen.

Wir brauchen b) darüber hinaus auch eine absolute Grenze für die Konzentration von Reichtum, die in einem demokratischen Prozess zu bestimmen ist. Die Gesellschaft braucht keine Milliardäre und keine Konzerne, die sich staatlich-demokratischer Steuerung entziehen können.

Als Einzelne*r können wir diese Problematik (fast) nur durch Wahlen beeinflussen. Wer immer kann und möchte, kann natürlich auch direkt in den politischen Parteien aktiv werden. Wir können aber durch unser Konsumverhalten in kleinem Maßstab dafür sorgen, dass auch Kleinere am Leben bleiben. Es gibt gute Alternativen zu WhatsApp, Amazon, Nestlé, Edeka/Rewe/Aldi/Lidl usw. Die können wir unterstützen, indem wir sie mehr und mehr nutzen.

Fakten und Analysen zur Ungleichheit

Umfassendes Datenmaterial zur Ungleichheit findest Du bei Ourworldindata „Income Inequality„.

Weltkarten der Ungleichheit

Auf www.worldmapper.org findest Du Weltkarten zu fast allen denkbaren Themen. Für die Datenquellen können wir uns aber nicht verbürgen – die Karten können allenfalls als Anregungen verwendet werden, weiter und tiefer zu fragen und zu forschen.

Weltkarten der Armut

Welthungerindex 2018 (Public Domaine)

Welthunger-Index 2018- Vereinfachte Karte

Welthunger-Index 2018 nach Schweregrad.“ Karte im Welthunger-Index 2018: Flucht, Vertreibung und Hunger; von K. von Grebmer, J. Bernstein, L. Hammond, F. Patterson, A. Sonntag, L. Klaus, J. Fahlbusch, O. Towey, C. Foley, S. Gitter, K. Ekstrom und H. Fritschel. 2018. Bonn und Dublin: Welthungerhilfe und Concern Worldwide. 
Der Welthungerindex (WHI) wird von der Welthungerhilfe und der NGO Concern Worldwide auf Basis folgender Faktoren ermittelt:

  1. prozentualer Anteil der Unterernährten an der Bevölkerung;
  2. Anteil der Kinder unter fünf Jahren, die an Auszehrung leiden;
  3. Anteil der Kinder unter fünf Jahren, die wachstumsverzögert sind;
  4. Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren.

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Weltkarte der Lebenserwartung

Lebenserwartung bei Geburt 2017
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Weltkarten des Super-Reichtums

Weltkarte der Millionäre
In den USA leben 15,7 Millionen Millionäre. In Europa: UK 2,4 Mio, Frankreich 1,8 Mio, BRD 1,5 Mio, … Türkei 74.000 (Stand 2015, Quelle: Credit Suisse)

Weltkarte der Superreichen. Zu den „Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI) gehörst Du, wenn Du mehr als 30 Millionen Dollar besitzt. Dann wohnst Du vielleicht in London (4364 UHNWIs), New York (3008), Singapur (3227), Peking (1408), Zürich (1362), Seoul (1356) Sao Paulo (1344), Taipeh (1317), Toronto (1216), Frankfurt (1138) oder München (1138)

Weltkarte der Milliardäre
Der Anteil an den Milliardären der Welt ist z.B. in… USA: 30,2%, China 9,2%, Russland 6,7% BRD 5,1%, Brasilien 3,9% Indien 3,4% UK 2,8%, Frankreich 2,6%, Italien 2,1%, Kanada 1,9%, Türkei 1,4, %Schweiz 1,3% (Stand 2017, Quelle: www.howmuch.net). Dazu ein nettes Bild…
Wer es genau wissen will: Hier geht es zur Forbes-Liste der Superreichen.

Die Welt ist so reich wie nie zuvor – Allianz Global Wealth Report (SZ 27.9.2017)
„Noch nie gab es so viel Vermögen in der Welt wie heute. Laut einem Report der Versicherung Allianz stieg das private Geldvermögen auf 169,2 Billionen Euro.Vor allem Asien holt auf. Weltweit wird die Vermögensverteilung dadurch auch gerechter.Jedoch besitzen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung noch immer fast 80 Prozent der Netto-Vermögen.“

Weltkarte des ökologischen Fußabdrucks

Weltkarte des ökologischen Fußabdrucks 2007 (Public Domaine)
Das Global Footprint Network (GFN) ist eine Non-Profit-Organisation im Umweltbereich. Unter dem Ökologischen Fußabdruck (Englischecological footprint) wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter Fortführung heutiger Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion seiner Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie, aber z. B. auch (zumindest theoretisch) zur Entsorgung des von ihm erzeugten Mülls oder zum Binden des durch seine Aktivitäten freigesetzten Kohlendioxids benötigt werden. Die Werte werden in Globalen Hektar pro Person und Jahr angegeben.

Global Footprint
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Weltkarte des Human Development Index

Human Development Index. Stand 2013. In die komplexe Berechnung gehen v.a. die Lebenserwartung (1 = 85J., 0 = 20J.), die Bildung (15-18 Jahre Schule/Uni ~ 1) und das BSP pro Kopf ein (modifiziert als Purchasing Power Parity ohne Wechselkurseffekte etc.; 1 = 75.000$, 0 = 100$) ein.

Human Development Index HDI
Human Development Index HDI Legende

Weltkarte der Einkommens-Ungleichheit

Weltkarte der Einkommens-Ungleichheit – dargestellt anhand des GINI-Koeffizienten (UN Human Development Report 2014)

GINI Koeffizient 2014

Die Ungleichverteilung von Vermögen oder Einkommen wird (leider) meist mit dem sehr abstrakten GINI-Koeffizienten dargestellt.
Wäre der GINI-Koeff. = 0, hätte jeder Einwohner das genau gleiche Einkommen oder Vermögen (je nachdem, was man betrachtet).
Wäre der GINI-Koeff. = 1, hätte EIN EINZIGER Einwohner alleine das GESAMTE Einkommen bzw. Vermögen.
Meist wird der GINI in Prozent angegeben, d.h. 100% ist TOTALE UNGLEICHHEIT.
Aber auch ein scheinbar moderater Wert um die 30% ist nicht ohne, wenn Ihr Euch mal die mathematische Erklärung zum GINI anschaut. Da der Gini-Koeffizient nur einen Mittelwert zur Ungleichheit darstellt, zeigt er nicht, wie groß der jeweilige Anteil sehr reicher und sehr armer Menschen ist.
Bei der Einkommens-Ungleichheit sieht Deutschland noch scheinbar gut aus. Wird jedoch das Vermögen in Deutschland miteinander verglichen, ist dieses im internationalen Vergleich wesentlich ungleicher verteilt ist als das Einkommen. In Deutschland lag der Gini-Koeffizient der Nettoeinkommen, also der Einkommen nach Steuern und Sozialbeiträgen und zuzüglich staatlicher Renten- und Transferzahlungen im Jahr 2018 bei 31,1% (Quelle: Google) (2015: 29%, Quelle: DIW). „Wird das Vermögen in Deutschland miteinander verglichen, ist dieses im internationalen Vergleich wesentlich ungleicher verteilt ist als das Einkommen. Der Gini-Koeffizent von Deutschland beträgt 79 Prozent, während er in vielen anderen europäischen Ländern deutlich geringer ist.“ (Quelle: www.rechnungswesen-verstehen.de). In Wikipedia findest Du eine Liste der Länder nach Einkommensverteilung.

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Gabriel Zucman in Zeit Online: Das US-amerikanische Steuersystem gleicht einer Plutokratie.

„Je nützlicher ein Job, desto schlechter ist er bezahlt“ – David Graeber über Jobs und Bezahlung in der Corona-Krise (Zeit Online)

Weltkarte des Glücks

Weltkarte des Glücks (University of Leicester, 2006) (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2006). Forscher der University of Leicester um Adrian White erstellten 2006 die „World Map of Happiness“, für die mehr als 100 Untersuchungen u.a. von WHO und Unesco ausgewertet wurden. Es zeigte sich: Dort, wo die Menschen sehr arm sind, sind sie auch weniger glücklich – v.a. in Afrika. Geld macht vielleicht nicht glücklich – aber bitterste Armut macht unglücklich. Auch Russland scheint eine Art Glücks-Senke zu sein.

Quelle: Humboldt Foundation

Landkarte des Glücks für Europa (Glücksatlas 2017 / Eurostat). Deutliches Nord-Süd-Gefälle!

Ungleichheit in Deutschland

Weltweite Ungleichheit:

  • Die Einkommensungleichheit hat seit 30 Jahren weltweit zugenommen, vor allem in den USA, China, Indien und Russland. 
  • Wenn sich der Trend der vergangenen Jahrzehnte fortsetzt, werden 2050 die reichsten 0,1 Prozent weltweit genauso viel Vermögen besitzen, wie die globale Mittelschicht.
  • Durch das Wachstum in China und Indien verdient die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung mehr. Ihr Anteil am globalen Einkommen stagniert trotzdem unter zehn Prozent. Die Top ein Prozent der Erde dagegen vergrößerten ihren Anteil von 16 auf 20 Prozent. 
  • Mittel- sowie Unterschichten in Nordamerika und Europa wurden in der Globalisierung (relativ gesehen) „zusammengedrückt“. Ihre Einkommen nahmen nur geringfügig zu oder schrumpften sogar (USA). Die Autoren der Studie sehen dies als eine der Ursachen für den zunehmenden Rechtspopulismus an. (vgl. „Ich würde zuschlagen, wenn ich könnte“ – SZ 28.9.16)
  • Noch in den 70er Jahren hatte die Hälfte der Gesellschaft immerhin 30% des Einkomens – heute sind es ca. 15%, während die oberen Schichten ihren Anteil von einem Drittel auf 40% steigerten.

Deutschland ist so ungleich wie vor 100 Jahren (SZ 14.12.17)

Vermögen der Bundesbürger steigt – die Ungleichheit bleibt (SZ 15.4.19; Datenquelle: Bundesbank-Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“)
Den reichsten zehn Prozent der Haushalte gehören 55 Prozent des gesamten Nettovermögens, der unteren Hälfte (!) gerade 3 Prozent. Der Rest des Vermögens verteilt sich auf 40 Prozent der Haushalte.
Die 10% der vermögendsten Haushalte besitzen mehr als 555.400 Euro. Der Median (der die Einkommen in eine obere und eine untere Hälfte teilt) liegt in Westdeutschland bei 92.500 Euro und im Osten bei 23.400 Euro.

Neben den genannten Arten von Ungleichheit zeigt sich am Horizont der Zukunft eine völlig neue Dimension. Wir haben heute die Möglichkeit, direkt Eingriffe in das menschliche Genom vorzunehmen und die menschliche Keimbahn zu beeinflussen. Dies kann (und wird wahrscheinlich) dazu führen, dass sich die Menschheit genetisch in verschiedene Arten teilt. Mehr dazu findest Du hier: Zukunftsthema Genetik: Die Menschheit teilt sich.

Ungleichheit schadet allen

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Das Ausmaß der Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen, Vermögen und politischer Einflussnahme durch wirtschaftliche Macht ist durch nichts legitimierbar. Dazu einige Überlegungen:

Wir sind mit nichts auf die Welt gekommen. Unsere Gene (die zusammen mit den Umweltfaktoren unsere Intelligenz, unseren Willen, unseren Charakter formen), unsere Eltern, unsere Bildungsangebote, die Zeit, in die wir hineingeboren und der Ort, an dem wir aufgewachsen sind: das alles ist uns geschenkt. Es gibt kein unabhängiges, vorbestehendes Ich, das sich irgendwelche Verdienste zurechnen könnte.

Die genannten Bedingungen führen dazu, dass die Chancen von Menschen, ein gutes Einkommen und Vermögen zu erlangen, extrem unterschiedlich sind. Niemand kann 1000 mal mehr leisten, als der Durchschnitt seiner Mitmenschen. Das Ausmaß der Ungleichheit auf der Welt kann durch das Leistungsprinzip nicht gerechtfertigt werden.

Wie der Vortrag von Richard Wilkinson zeigt, wirkt sich Ungleichheit in allen Lebensbereichen negativ auf die Gesellschaften aus. Deshalb ist es sinnvoll, Wege zu suchen und zu beschreiten, um Ungleichheit zu überwinden. Das hat nichts mit „Kommunismus“ zu tun. Ob links oder rechts: die Evidenz zeigt ganz klar, dass Ungleichheit für den allergrößten Teil der Menschheit ein nicht legitimierbarer Nachteil ist.

Wie Ungleichheit schadet – The Consequences of Inequality – ein Augen öffnender Vortrag von Richard Wilkinson (mit TED-Video)!

Richard Wilkinson: The Consequences of Inequality

Ungerechtigkeit und Neid

Ob man es nun mag, oder nicht mag, ob man es richtig findet, oder nicht: eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung wird bei den allermeisten Betroffenen negative Gefühle nach sich ziehen. Wenn die Urheber der Ungleichbehandlung, diejenigen, die die Kränkung verursacht haben, nicht adressierbar oder gar angreifbar sind, besteht die große Gefahr, dass die negativen Emotionen sich ein anderes Ventil suchen. Und oft sind dann Schwächere das Ziel der aus der Ungleichbehandlung man wird also mit einem großen Maß an negativen Emotionen in der Gesellschaft umgehen müssen, wenn man ein Maß an Ungleichheit zulässt, dass sich durch nichts mehr rechtfertigen lässt.

Interessanterweise sind es gerade die Profiteure der Ungleichheit, die versuchen zum quasi moralischen Gegenschlag auszuholen, indem dann von einer Neiddebatte gesprochen wird. Und dieser Neid wird als etwas niedriges, primitives, moralisch abzulehnendes hingestellt. So einfach ist es aber nicht: es besteht ja auch durchaus ein moralischer Imperativ, Formen der Ungleichheit zu rechtfertigen. Was aber meinen wir mit Neid? Von Neid spricht man vor allem dann, wenn ein legitime (wenn auch vielleicht unverdiente) Besserstellung eines anderen negative Gefühle auslöst: „Meine Schwester ist so hübsch und ich nicht“. Im Falle extremer Ungleichheit an Einkommen, Ressourcennutzung, Macht etc. stellt sich durchaus die Frage, ob diese Ungleichheit auch gerecht(fertigt) ist. Angesichts der bestehenden Chancenungleichheiten, der Kultur des Erbens oder der seltsamen Dynamik des Kapitalmarkts kann man heute nicht davon sprechen, dass Ungleichheit mit Leistung korreliert. Und schon gar nicht mit gesellschaftlichem Nutzen (wie die Situation der Pflegeberufe zeigt). Ungleichheit ist oftmals auch Ungerechtigkeit. Und darauf reagieren wir hoch emotional. Der aufkommende „Neid“ ist also durchaus ein Signal dafür, das Dinge im sozialen Kontext ganz erheblich schief liegen. Die zwei folgenden Videos aus der Primatenforschung zeigen auf der einen Seite die heftige Reaktion auf unfaire Behandlung und auf der anderen Seite die in uns angelegten prosozialen Motive.

Was hat die AfD mit Ungleichheit zu tun? Versuch eines Perspektivenwechsels

„Die Reichen“ – Offenbarung eines Vor-Urteils

Alles, was ich in diesen beiden Texten geschrieben habe, ist in hohem Maße subjektiv und diskussionswürdig. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir zu diesen Versuchen, andere Perspektiven besser zu verstehen, eine weiterführende Antwort geben würdest.

Was spricht gegen die genannten Fakten und Analysen?

Wenn Du belegbare Informationen hast, die den hier dargestellten widersprechen oder diese ergänzen, sende uns bitte eine E-Mail, möglichst mit entsprechenden Links und Belegen dazu. Wir prüfen Deine Informationen im Rahmen unserer Möglichkeiten und werden sie veröffentlichen, wenn wir die Evidenz nachvollziehen können.  Vielen Dank!

Ziele für mehr Verteilungs- und Chancengerechtigkeit

Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern: Die Ziele der Vereinten Nationen

UNO-Agenda 2030 – 10. Ziel

Wege zu mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung von Gütern und Chancen

Ansätze von Piketty

Die Autoren des Weltreports über Ungleichheit (Forschergruppe um Thomas Piketty) schlagen u.a. folgendes vor:

  • Höhere Besteuerung der Einkommen und Erbschaften von Gutverdienern und Reichen
  • Einrichtung eines globalen Finanzregisters, in dem die Eigentümer von Vermögenswerten erfasst sind, um Steuerflucht und Geldwäsche einzudämmen
  • Gleicher Zugang zu Bildung für alle Schichten (via öffentliche Investitionen)
  • Mehr betriebliche Mitbestimmung
  • Angemessene Mindestlöhne
  • Öffentliche Investitionen in Bildung, Gesundheit und Umweltschutz

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Bekämpfung von Ungleichheit aus Sicht von Journalisten

Wie sich Ungleichheit bekämpfen lässt (SZ 30.9.16)

Anmerkung: Man merkt in dem Artikel, wie schwer sich die SZ-Autoren mit dem Gedanken tun, drastische und wirksame Maßnahmen gegen die extreme Ungleichheit auch nur zu beschreiben…

Dringend gesucht: Ideen gegen Armut – Lebenserwartung in Deutschland (SZ 1.4.16)
Die Lebenserwartung der Reichen und Armen in Deutschland unterscheidet sich um ca. 8 Jahre.
Der Unterschied in der Lebenszeit, die ein Mensch GESUND verbringt, beträgt zwischen Reichen und Armen ca. 14 Jahre.


Es gibt eine Verinselung der Lebenswelten (SZ 10.9.16)
Soziologe Patrick Sachweh: „Was sind eigentlich die gesellschaftlich als wertvoll angesehenen Leistungen? Wer sind diejenigen, die solche Leistungen erbringen, und wie sollte das honoriert werden?“


Tut etwas gegen die Wut der Abgehängten! (SZ 14.12.17)
„Mehr für Bildung ausgeben, damit das Gehalt weniger von der Herkunft abhängt. Für bezahlbare Wohnungen in den Städten sorgen. Die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer stärken. Und: Steuern für die Mittelschicht sowie Sozialabgaben für Geringverdiener senken. Finanzieren könnte der Staat dies durch eine höhere Belastung jener, die vom globalen Kapitalismus so stark profitieren.“ Und – ist was in dieser Richtung passiert?

Mit Steuern steuern

So könnte die Politik Ungleichheit bekämpfen (SZ 27.1.16) Folgende Instrumente könnten genutzt werden:

  • Grundsteuer
  • Vermögenssteuer: in der BRD im internationalen Vergleich eher niedrig. Angst: Flucht ins Ausland. Daher Abgeltungssteuer (Peer Steinbrück: „25 Prozent von X ist besser als nix“ Inzwischen wissen wir natürlich von Panama-Papers usw….
  • Erbschaftssteuer: Problem – zwei Drittel der Erbschaften bestehen aus Betriebsvermögen.
  • Erhöhung der Grundsicherung („Harz IV“). Problem: „Bei einer stark erhöhten Regelleistung würde die Zahl der Hartz-IV-Bezieher drastisch steigen, weil mehr Geringverdiener einen Anspruch darauf hätten, ihren Lohn mit der Grundsicherung aufzustocken.“

Reiche Erben sollten mit 99 Prozent besteuert werden  (SZ 23.9.16) Bisher zahlen Erben zwischen sieben und fünfzig Prozent. Kluge Erben zahlen, wenn sie ihr Unternehmen fortführen und alle Jobs über mehrere Jahre hinweg erhalten, sogar manchmal nur null Prozent…“ „Eine hoheErbschaftsteuerist urkapitalistisch. Wer in einer Gesellschaft leben möchte, in der der Mensch, seine Fähigkeiten und damit seine Leistung im Vordergrund stehen, muss den Nachkommen das Geld wegnehmen. …“

Siehe auch: „Wenn Kinder Multimillionäre werden“ (SZ 8.9.16)

„Ökonom fordert 100 Prozent Erbschaftsteuer“ (SZ 27.1.16): Prof. Guy Kirsch, emeritierter Professor der Uni Freiburg (Schweiz) schlägt folgendes vor:  Die Erlöse (aus der Erbschaftssteuer) sollen in einen speziellen Fonds („Trust“) fließen. Dieser soll dazu verwendet werden, Erbschaften auszuzahlen, und zwar für alle Erbberechtigten die gleiche Summe, unabhängig davon, ob die Eltern oder Großeltern eine Milliarde oder gar nichts hinterlassen haben. Um dem Erblasser keinen Ausweg zu lassen, soll es auch eine hohe Schenkungsteuer geben. Auch für Betriebsnachfolger gäbe es keine Ausnahmen.
Ach ja: Kirsch versteht sich nicht als Kommunist, sondern als „individualistischer Liberaler“: „Der Liberalismus geht davon aus, dass mit jedem Individuum das Leben neu beginnt“ Dabei steht er in einer Tradition u.a. mit Jonathan Swift und Dale Carnegie.

So einfach könnten die Reichsten die Armut stoppen (SZ 22.1.16)
Die NGO Brookings Institution behauptet 2016: The global poverty gap is falling. Billionaires could help close it. Was ist mit Poverty Gap gemeint? Dass die Ärmsten der Armen nicht mehr unter der Grenze von 1,90 $ am Tag leben müssen. 

Eine (hohe) Finanztransaktionssteuer könnte ein erster Schritt sein!

Entwicklungshilfe

Wir wissen heute aus den Erfahrungen in der Entwicklungshilfe, dass auch gut gemeinte Aktivitäten oft negative Ergebnisse zur Folge haben. Daher müssen wir sehr sorgfältig prüfen, welche Wechselwirkungen sich aus Maßnahmen ergeben können.

Damit stellen wir uns mit unserem Handeln der gegebenen Komplexität und Interdependenz. Dies darf aber nicht dazu führen, dass wir uns letztlich handlungsunfähig machen.

Kleine Schritte

Von Haare schneiden bis zur Rechtsberatung – Projekte gegen soziale Ungleichheit (SZ 29.9.16)
Brot am Haken„: In etwa 20 Bäckereien und Cafés rund um München können Kunden Brot, Kuchen oder Sandwiches zusätzlich kaufen. Der Kassenzettel wird an einen Haken im Laden gehängt. Bedürftige können ihn nehmen und einlösen.
Für Deutschland, Österreich und die Schweiz zählt die Website suspendedcoffee.de 234 Cafés, die vorfinanzierten Kaffee anbieten.
Desweiteren gibt es:

  • Ein Harz IV Orchester (finanziert Auftritte für arbeitslose Musiker)
  • Computerspenden
  • Kostenloses Haare schneiden
  • Kühlfahrzeuge für die Tafeln
  • Rechtsberatung von Nachwuchsjuristen für Arbeitslose

Was kann ich selbst tun, um Ungleichheit zu überwinden und mehr Verteilungs- und Chancengerechtigkeit zu schaffen?

Checkliste: Handeln für mehr Gerechtigkeit

So kann ich einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit leisten:Hat das eine echte Wirkung?Könnte ich das tun?Dafür entscheide ich mich!
Parteien wählen, die bereit und mutig genug sind, um ernsthafte politische Schritte gegen Ungleichheit zu unternehmen.
Beim Einkaufen kleine Unternehmen bevorzugen.
Wo immer möglich Fair Trade Produkte kaufen.
Auf den Kauf von Billigprodukten verzichten, die nur unter Ausbeutung produziert werden können.