Ethik der Nachhaltigkeit: Gibt es universelle Werte?

Header-was-sollen-wir-tun-nachdenkliche-junge-Frau

Was sollen wir tun?

WAS SOLLEN WIR TUN?
WAS WOLLEN WIR TUN?
WAS DÜRFEN WIR TUN?
WAS KÖNNEN WIR TUN?
WAS WERDEN WIR TUN?

WAS DARF ICH TUN?
WAS SOLL ICH TUN?
WAS WILL ICH TUN?
WAS KANN ICH TUN?
WAS WERDE ICH TUN?

WAS HABE ICH GETAN …
… als die Klimakatastrophe bevorstand
… als die Ressourcen der Erde für unnötigen Konsum verschwendet wurden
… als Millionen von Tieren für billiges Fleisch gequält wurden
… als unzählige Arten ausgelöscht wurden
… als die Ungleichheit schamlos wurde

Viele „Diskussionen“ dienen nur der Selbst-Legitimierung

Wir  wissen wahnsinnig viel, aber was wir wissen, ist von unserem Handeln häufig entkoppelt. Unsere Intelligenz nutzen wir oft dazu, die kognitive Dissonanz (das Unbehagen) zu reduzieren, das aus dem Widerspruch zwischen dem „eigentlich gewussten“ und dem persönlichen und politischen Handeln entsteht.
Die wirksamste Strategie gegen kognitive Dissonanz ist die: „Ich kann nichts tun und nichts verändern – also bin ich auch nicht (mit)verantwortlich“. Klingt logisch, oder? Der Haken ist nur: Es ist nicht die Wahrheit. Wir können etwas ändern und wir haben einen Einfluss. Jede*r von uns. Und das gilt auch für die großen Themen, um die es in diesem Web-Portal geht.
Wir können etwas tun!
Deshalb haben wir eine unvermeidbare Verantwortung.
Diese Verantwortung haben wir in Bezug auf alles, was uns begegnet und was wir beeinflussen (können). Man kann sich der Verantwortung für die Folgen des eigenen Handelns und Nicht-Handelns nicht entziehen. Den berühmten Satz von Watzlawick „Man kann nicht Nicht-Kommunizieren“ kann man auch auf das Thema Verantwortung übertragen. Ob ich etwas tue oder nicht – die Konsequenzen dieses Tuns und Nicht-Tuns sind und bleiben meine Verantwortung. Das gilt immer dann, wenn ich bei meinem Handeln eine Wahl habe – und die haben wir in den allermeisten Fällen. „Man kann nicht nicht Antworten. Denn keine Antwort ist auch eine Antwort.“

Der Hass auf die Moral

Was sollen wir tun?

Ist das überhaupt eine Frage, die uns bewegt? Es ist jedenfalls die Grundfrage der Ethik.

Wenn es um die Frage geht: „was sollen wir tun?“, und Positionen vertreten werden, die eine Einschränkung der individuellen Entfaltung und Möglichkeiten zu enthalten scheinen, dann kommt häufig Einwand, man dürfe nicht die „moralischen Keule“ schwingen. Was könnte damit könnte gemeint sein? Vielleicht, dass „die Moral“ hier zum Hindernis für ein persönliches Interesse erklärt wird? Und schon wird „die Moral“ zum Feind. Dann wird die Moral selbst diskreditiert, indem man deren Legitimität an sich in Frage stellt. Leider fehlt an dieser Stelle meist jegliche Begründung, warum die Legitimität der Moral in Frage gestellt wird. Es genügt, sich der kognitiven Dissonanz zu entledigen, indem man eben den Spruch von der moralischen Keule aufsagt.

Wer hingegen „moralisch“ auftritt, mag vielleicht „Recht haben“, aber er macht sich ganz oft richtig unsymphathisch. Moral ist uncool, ist Spielverderberei, ist was für Gutmenschen, die meinen, sie seien besser als andere. Sollen Sie´s doch sein, ich mach was ich will! Teilweise kommt geradezu ein Hass auf diese Moral in Gestalt der Moralisten zum Ausdruck. Da ist z.B. in schönstem Soziologendeutsch die Rede

„… von moralischer Nachbarschaftskontrolle bis hin zur geradezu autoritären Definitionsmacht darüber, wie ein sinnvolles und angemessenes Leben aussieht. Hier bricht sich die ganze Verachtung gegenüber anderen Lebensentwürfen und Lebensformen, anderen Milieus und nicht zuletzt den ökonomischen Zugzwängen einer Gesellschaft Bahn, …“

(Quelle, SZ vom 1.8.2019, Die denkfaule Gesellschaft. Fliegen und Heizen teurer machen? Das trifft vor allem die Schwächeren. Über die soziale Kälte der Klimadebatte. Gastbeitrag von Armin Nassehi)

Tatsächlich ist Moral ein schwieriger Begriff (link: Wikipedia), denn in der Geschichte der Menschheit und deren Religionen wurden viele Ge- und Verbote aufgestellt und mit Begriffen wie „Gottes Wille“ legitimiert, die wir heute als fehlgeleitet erkennen. Ein prominentes Beispiel ist etwa die Diskreditierung homosexueller Orientierungen. Diese Art von Moral brauchen wir nicht.

Aber wie man es auch dreht und wendet: Die Frage „was sollen wir tun?“ beinhaltet eine (scheinbare) Einschränkung, Denn ich will ja tun, was ich möchte, was mir in den Sinn kommt und gerade zur Befriedigung meine Bedürfnisse geeignet scheint. Allenfalls gesetzliche Verbote können mich daran hindern, denn gesetzliche Verbote umfassend doch die Ethik, oder? Wir wissen natürlich, dass dem nicht so ist.

Von der „Doppelmoral“

In diesem Zusammenhang möchten wir uns auch dem Vorwurf der Doppelmoral nähern, der jene trifft, die sich z.B. für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und andere Themen einsetzen, bei denen wir noch weit vom Ziel entfernt sind. Wer fliegt, darf nichts zum Klimawandel sagen. Wer Geld hat, nichts zum Thema soziale Gerechtigkeit, usw.. Bernd Ulrich hat den logischen Fehler dieser Vorhaltungen in einem Artikel (Eine Moral? Nein, zwei! Zeit Online, 4.7.2020) sehr klar dargestellt.

Warum überhaupt auf Moral verweisen, wenn es doch um sachliche Fragen geht? Ganz einfach: damit man an der Sachfrage vorbei kommt und das ganze auf eine Moralebene bringt. Und bei Moral, da schwingt ja schon sowas mit, das Moralinsaure, Unangenehme. Das kann man jetzt vorhalten.

Dabei verkennt man den Sinn der Moral: Sich mehr vorzunehmen, als man es ohne diese Moral täte. Das beinhaltet auch, dass die meisten Menschen den eigenen Moralischen Maßstäben nicht in vollem Umfang genügen. Die Moral ist wie ein Leuchtturm, ein Ziel, das aber i.d.R. noch nicht erreicht ist (was nicht bedeutet, dass man sich deshalb zurücklehen könnte).

Nimmt man nun den Grad der Übereinstimmung von eigenem Handeln und moralischer Überzeugung zum Gradmesser von Moralität, wird plötzlich derjenige zum Moralischsten, der sich überhaupt nichts vornimmt und sagt „so bin ich halt, ich hab meine Schwächen und dazu stehe ich“.

Aber unbedingt den Artikel selbst lesen – ist köstlich geschrieben.

Man soll doch tolerant sein

Ja, die Toleranz. Das Wort kommt von lat. „tolerare“ – „erleiden, erdulden“. Toleranz bedeutet, eigene Nachteile in Kauf zu nehmen, damit andere ihren Stil leben und ihre Bedürfnisse erfüllen können. Es bedeutet auch, die Dissonanz auszuhalten, wenn jemand nicht meiner Meinung ist und vielleicht nicht meine Werte teilt – also die berühmte „Toleranz gegenüber anders Denkenden“.

Zu häufig wird das Wort Toleranz verwendet, wenn es um das Leid anderer Menschen oder Wesen geht.

Man soll Konsumenten*innen von Massentierhaltungsfleisch doch bitteschön so essen lassen, wie sie es möchten. Darf meine Toleranz aber für das grausame Leiden unzähliger Tiere gelten?

Wer einen SUV fahren und zum Baden in die Dom Rep fliegen will, möge das doch bitte tun. Bitte keine Bevormundung! Darf meine Toleranz auch für die Vernichtung der Lebenschancen zukünftiger Generationen gelten?

Wo hört Toleranz auf?

Und wo ist Toleranz dringend notwendig, um im Dialog zu bleiben oder wieder in den Dialog zu kommen? Welche Art von Toleranz brauchen wir dafür?

Verzicht ist der falsche Begriff

In Zusammenhang mit den Themen Klimawandel und der Ausbeutung von Menschen und Ressourcen wird immer wieder der Begriff des Verzichts gebraucht. Man fragt, ob es den zumutbar sei z.B. auf das Fliegen zu verzichten. Es lohnt sich das Wörtchen Verzicht einmal genauer zu betrachten. Was bedeutet Verzicht eigentlich?

Verzicht bedeutet, auf etwas zu verzichten was einem zusteht. Ich könnte z.B. auf einen Teil meines Gehaltes verzichten, um es für eine gute Sache zu spenden.

Es würde uns nie in den Sinn kommen, von Verzicht zu sprechen, wenn wir es z.B. unterlassen, im Restaurant die Pizza vom Teller des Nachbarn zu verspeisen. Ich würde auch nicht von Verzicht sprechen, wenn ich es unterlasse, den Obstbaum meines Nachbarn abzuernten oder mein Auto mitten auf der Kreuzung abzustellen usw.. Wenn der Begriff Verzicht aber zur Voraussetzung hat, dass einem etwas zusteht, dann muss man sich fragen:

  • Steht uns die Flugreise zu (wenn wir wissen, dass sie dazu beiträgt, die Lebensgrundlagen anderer Menschen in Gegenwart und Zukunft zu schädigen)?
  • Steht es uns zu, große Mengen Fleisch zu essen (wenn wir wissen, dass dafür Tiere gequält werden, dass Regenwald gerodet wird, um Soja als Tierfutter anzubauen und dass die Tierhaltung schon an sich große Mengen Treibhausgase freisetzt)?
  • Habe ich ein Recht auf einen Parkplatz (wenn dadurch umweltverträglicher Fahrradverkehr stark eingeschränkt wird)?

Wenn man weiter vom Verzicht sprechen möchte, dann braucht man eine neue Definition des Begriffs: Verzicht bedeutet, etwas was man tun oder haben möchte, nicht zu tun oder zu nehmen, was man tun oder nehmen könnte, ohne dafür bestraft zu werden. Jetzt kommen wir der Sache näher.

Wir könnten also richtiger davon sprechen, dass es darum geht, ungerechtfertigte Aneignung zu unterlassen, als dass wir auf etwas verzichten würden, dass uns zusteht. Die Befriedigung der Bedürfnisse jedes Menschen kostet ein gewisses Maß an Ressourcen und Energie und verursacht ein gewisses Maß an Abfall und Emissionen. Die Frage ist nur: wie groß ist dieses Maß. Geht das, was wir beanspruchen, weit über das hinaus, was wir zum Leben brauchen? Wenn wir diesen Fragen weiter nachgehen, zeigt sich: Es ist schlichtweg kein vernünftiges ethisches System denkbar, das es reicheren Menschen erlauben würde, einen extrem überproportionalen Anteil an Ressourcen zu verbrauchen und einen ebenfalls überproportional Lebensgrundlagen anderer Menschen und Lebewesen in Gegenwart und Zukunft zu leben. Und weil wir darauf keinen Anspruch haben, ist auch der Begriff Verzicht falsch.

Scham – jetzt wird es auch noch peinlich

Nun ist es so, dass die Autoren dieser Webseite selbst keineswegs Heilige sind. Man wird uns zahllose Situationen aufzeigen können, in denen wir selbst anders handeln, als dies den klaren Fakten und Grundwerten entsprechen würde. Warum wagen wir es also trotzdem, uns in dieser Weise an die Öffentlichkeit zu wenden? Wir tun dies, weil wir glauben, dass wir einander unterstützen müssen, dass wir einander helfen müssen, wenn es darum geht, so zu handeln, dass Menschen in Zukunft nicht nur überleben, sondern auch gut leben können. Scham ist ein wichtiges Verhaltenskorrektiv, das uns an negativem sozialen und ökologischen Verhalten hindert. Der Vorteil der Scham ist, dass sie unmittelbarer und emotionaler wirkt, als nur die rationale Einsicht.

Ein Beispiel: Es ist leichter, auf einen zweiwöchigen Strandurlaub in Thailand zu verzichten, wenn in der Gesellschaft keine Zustimmung mehr für interkontinentale Spaß-Flüge existiert. Es ist vielleicht noch leichter, auf diesen Flug zu verzichten, wenn einem völlig klar ist, dass man durch CO2-Einsparung einen positiven Beitrag für das Leben der Kinder und Enkelkinder leistet.
Tatsächlich gibt es derzeit eine Wiederentdeckung der Scham. Lesenswert: Jennifer Jacquets „Is shame necessary“. „…shaming can function as a nonviolent form of resistance that, in turn, challenges institutions, organizations, and even governments to actuate large-scale change. Jacquets argues that when applied in the right way, the right quantity, and at the right time, shame has the capacity to keep us from failing other species in life’s fabric and, ultimately, ourselves.“ 

Brückentag auf Mallorca?

Wenn wir aber bei der Scham als moralisches Verhaltenskorrektiv stehenbleiben, dann verfehlen wir das eigentliche Ziel von Ethik. Dann ist Moral nur etwas, wogegen man sich instinktiv wehrt. Gute Ethik ist aber viel mehr: Sie ist Einsicht und – im Besten Fall – sogar eine positive Inspiration für das eigene Leben.

Gute Ethik ist kein Zwangskorsett, sondern eine Inspiration für das eigene Leben

Es ist dieses dauernde Missverständnis, dass Ethik nur etwas mit Verboten zu tun hat. Die Frage ist nicht nur: „was sollen wir NICHT tun?“, sondern: „was sollen wir tun?“ So steht neben dem Ziel, vermeidbares Leiden für sich und andere Wesen zu vermeiden, gleichwertig das Ziel, die Freude, das Gedeihen, das Glück für sich und andere Wesen zu suchen und zu fördern.

Ein Beispiel dafür kann die Sexualethik sein. Sie erschöpft sich in vielen Gesellschaften in einer Verteufelung und Begrenzung von Sexualität. Dabei geht es um ein Kultivieren von Sexualität als einer Quelle der Freude und des Glücks.

Das gilt nun auch für einen nachhaltigen Lebensstil. Im EINKLANG mit unserer Natur und den natürlichen Bedingungen, sowie mit anderen Menschen in aller Welt zu leben – auch das ist eine Quelle der Freude.

Gibt es universelle Werte?

Wir verwenden hier das Wort „Ethik“ (statt Moral) und verstehen darunter das Bemühen, die Frage „was sollen wir tun“ so zu beantworten, dass Menschen auf der Grundlage nachvollziehbarer Erfahrungen und vernünftigen Denkens zu einer intersubjektiven Übereinstimmung kommen können. Mehr zum Begriff Ethik findet Ihr z.B. auf der Webseite des Netzwerks „Ethik heute“.

Gibt es universelle ethische Werte, die für alle Menschen gelten können, unabhängig davon, welcher Religion oder welchem Kulturkreis sie angehören?

Einer dieser Werte könnte sein: alle Menschen haben die gleiche Würde und das gleiche Recht, für sich zu sorgen. Das ist nicht eine Erfindung von ein paar idealistischen Träumern, sondern eine schlichte Tatsache, von der wir ausgehen müssen, wenn wir als Menschheit bestehen wollen.

Ein weiterer Wert könnte sein: Es ist grundsätzlich nicht erlaubt, fühlenden Wesen Leid anzutun und ihnen Qualen zu bereiten. Wobei nicht ganz auszuschließen ist, dass es Situationen geben könnte, in denen es davon eine Ausnahme gibt (vgl. z.b. die Diskussion über Tierversuche), aber in allen diesen Fällen ist eine sorgfältige Prüfung und kritische Rechtfertigung erforderlich und das Maß in dem Leid erzeugt wird, darf einen zu bestimmenden Punkt niemals überschreiten.

Der hier ganz entscheidende Wert könnte sein: Es ist grundsätzlich nicht erlaubt, die Lebensgrundlagen anderer Menschen und zukünftiger Nachkommen zu beeinträchtigen oder gar zu zerstören. Eine Ausnahme könnte möglicherweise dann gelten, wenn es darum ginge, das eigene, schiere Überleben zu sichern.

Was macht glücklich? – wir brauchen eine neue Perspektive

Könnte es uns nicht auch mit Freude erfüllen, wenn wir einen Lebensstil praktizieren, der mehr und mehr im Einklang ist mit der Natur ist und auch die Lebensrechte zukünftiger Generationen achtet? Dann finden wir vielleicht auch andere (und räumlich näher liegende) Orte und Quellen des Glücklichseins. Dann können wir den Tieren wieder in die Augen sehen und unser Herz öffnen. Wir müssen Ärmere nicht mehr als Bedrohung betrachten, sondern können uns freuen, wenn wir die Chance haben, andere zu unterstützen. Der Buddhismus lehrt aus langer Erfahrung, dass Mitgefühl eine Quelle der Freude und des Glücks ist.

Ansätze für eine ethische Grundorientierung

Es gibt eine Reihe von Projekten, die es sich zum Ziel gesetzt haben, einen Wertekanon zu definieren, der für alle Menschen gelten könnte. Wir möchten Euch einige Vorstellen – manche sind schon allgemein bekannt, manche noch recht unbekannt.

Achtsamkeit

Die 5 Silas aus dem Buddhismus – in die Neuzeit übertragen von Thich Nath Hanh

„The Five Mindfulness Trainings represent the Buddhist vision for a global spirituality and ethic.“

Der Zen Meister Thich Nath Hanh hat die 5 Silas – grundlegende ethische Regeln im Buddhismus – in eine Form gebracht, die dem modernen Menschen zugänglich ist und die tatsächlich das Potential hat, für alle Menschen, unabhängig von ihrer (nicht-)konfessionellen Ausrichtung, eine ethische Orientierung zu sein.

Quelle: European Institute of applied BuddhismEAIB. Fünf Achtsamkeitsübungen.

Auf der Psychologie-Seite findest Du Videos mit geführten Meditationen: Meditation und Achtsamkeit – Freude am Sein. Meditation ist ein Weg, um Achtsamkeit zu kultivieren.

Die Menschenrechte

Hier findet Ihr die allgemeine Erklärung der Menschenrechte direkt auf der Seite der UN.
Bis heute ist deren Einhaltung alles andere als selbstverständlich.

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde u.a. aus dem Willen geboren, nie wieder ein Regime wie den Nationalsozialismus zuzulassen. Auch wenn es immer wieder Bestrebungen gibt, Grundrechte insbesondere für Nicht-Deutsche einzuschränken, bleibt das Grundgesetz im Kern bis heute den allgemeinen Menschenrechten verpflichtet.

Übrigens: Auch dem Grundgesetz wird immer wieder zugesetzt, wie der Artikel „70 Jahre Streit“ zeigt (M. Klingst in Zeit online, 22.5.19)

Projekt Weltethos

„Mit der Idee des Weltethos strebt Hans Küng an, den Grundkonsens bereits bestehender Gemeinsamkeiten im Ethos den Menschen immer wieder neu bewusst zu machen. Und zwar religiösen wie nicht religiösen Menschen weltweit in allen Lebensbereichen. Er ist überzeugt: Für ein friedliches Zusammenleben sind Menschen auf einen solchen Konsens über ethische Normen und Maßstäbe angewiesen.“

Hier findet Ihr die Erklärung zum Weltethos in ihrer aktuellsten Form – und hier den Originaltext der Erklärung von 1993 auf Deutsch.

Dankbarkeit als innere Grundhaltung zum Leben

Bruder David Steindl-Rast vermittelt die Essenz seiner spirituellen Erfahrung als Dankbarkeit. Auf seiner Webseite www.gratefulness.org lädt er Dich ein, diese Erfahrung zu teilen.

Was hat Dankbarkeit mit Ethik zu tun? Es ist vor allem folgende Sichtweise:

Alles was wir sind und haben, ist uns gegeben. Unsere Gene, unsere Eltern, die Zeit in der und der Ort an dem wir geboren wurden – all das haben wir uns nicht ausgesucht. Es ist kein Verdienst und keine Strafe, in diese oder jene Situation hineingeboren zu sein, mit diesen oder jenen genetischen Anlagen. Es gibt kein vorbestehendes Ich, das sich auf irgendwelche Verdiente etwas einbilden könnte. Denn auch unsere Fähigkeit, zu denken, zu wollen, usw. – alles ist uns gegeben. Alles was wir sind und haben ist abhängig von Bedingungen, die wir nicht selbst geschaffen haben. Das gilt natürlich auch für unsere Eltern.

Damit fällt auch jede quasi-moralische Rechtfertigung von Ungleichheit schnell in sich zusammen.

Nun kommt natürlich sofort die Frage, was denn mit der Freiheit sei – wenn man diese Sichtweise teilt – ist man dann noch frei?

Ich möchte dies offen lassen. Hier geht es nämlich nicht um eine primär kognitive Diskussion, lasst Euch lieber anrühren von Bruder Davids tiefer Erfahrung der Dankbarkeit, die er hier in einem Video vermittelt.

Gewaltfreie Kommunikation

Was hat Gewaltfreie Kommunikation mit der Grundfrage der Ethik zu tun? Man kann die GfK als eine Art „Ethik der Kommunikation“ ansehen.
GfK gibt vor allem eine Antwort auf die Frage, WARUM wir tun, was wir tun: Weil wir organismische Bedürfnisse befriedigen wollen – die wir mit allen Menschen im Wesentlichen gemeinsam haben. Streit und Gewalt entsteht nicht wegen unserer Bedürfnisse, sondern aufgrund der Strategien, mit denen wir diese zu befriedigen suchen.
Hier gibt es mehr Informationen zur Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg
Die praktische Seite der GfK im Hinblick auf die Ziele dieses Portals liegt vor allem darin, dass uns diese Kommunikationshaltung ermöglicht, aufrichtig empathisch mit Menschen zu kommunizieren, die unsere Überzeugungen nicht teilen. Was bewegt „die Anderen“, was brauchen und suchen Sie? Marshal Rosenberg sagt: „Jedes Nein ist ein Ja zu etwas anderem“. Wenn wir auf der Ebene der Bedürfnisse kommunizieren, ist Verstehen möglich – und darin wird auch das jeweils berechtigte Anliegen von denjenigen sichtbar, deren Überzeugungen und Strategien sich von den unseren scheinbar unüberwindlich unterscheiden. Deshalb verwenden wir für die GfK auch gerne die Begriffe „verbindende“ oder „wertschätzende“ Kommunikation.

Hier findest Du mehr zur gewaltfreien Kommunikation – dargestellt in Zeichnungen von Andrea Müller

Ich&Du
GfK Beobachtung
GfK Beduerfnisse
Haltung
GfK Gefühle
GfK Bitte

Viele vertrauen dem Dalai Lama – Links zu seinen Empfehlungen für ein gutes Leben

Mitgefühl und das Individuum …mehr Mitgefühl entwickeln, das heißt, wirklich das Leiden der anderen als etwas Schmerzvolles empfinden und den Wunsch entwickeln, sie davon zu befreien. Gleichzeitig erlangen wir eine tiefere Gelassenheit und innere Stärke.
Kultiviert die innere Abrüstung! Wir müssen zu einer Erziehung des Herzens finden. Nur so können wir die Krisen der Menschheit lösen
Die Umwelt … es geht um die Frage, wie wir überleben wollen
Religiöse Harmonie Ein parteiischer Geist kann die Wirklichkeit nicht erkennen
WeltfriedenDer Dalai Lama: Warum ich die Zukunft der Welt optimistisch sehe

Perspektiven des Islam zum Klimawandel

Auch im Islam ist der Klimawandel ein Thema und Muslims haben immer wieder dazu aufgerufen, den Klimawandel zu bekämpfen. Die Verantwortung für den Erhalt der Lebensbedingungen auf diesem Planeten ist also keineswegs eine rein christlich-westliche Perspektive.

Hier findest Du die Islamic Declaration on Climate Change. In der Präambel heißt es:

God – Whom we know as Allah – has created the universe in all its diversity, richness and vitality: the stars, the sun and moon, the earth and all its communities of living beings. All these reflect and manifest the boundless glory and mercy of their Creator. All created beings by nature serve and glorify their Maker, all bow to their Lord’s will. We human beings are created to serve the Lord of all beings, to work the greatest good we can for all the species, individuals, and generations of God’s creatures.

Ermutigende Videos

https://www.zeit.de/video/2019-08/6071968203001/appell-an-die-jugend-bitte-seid-menschen

to be continued

Ethik-Links

Netzwerk Wirtschaftsethik Deutschland
Netzwerk Wirtschaftsethik Österreich
Netzwerk Shareholders for Change
Netzwerk Medienethik

Heilige Texte der Menschheit

Es gibt uralte (und auch moderne) heilige Texte, die unabhängig von jeder Konfession berühren können. Diese Texte können eine tiefere Ebene in uns berühren, eine Ebene des Bewusstseins, aus der heraus wir von innen her motiviert werden, dem Wohl aller Wesen zu dienen. Der erste Text möge das Metta Sutta sein, weitere Texte werden folgen.

Das Metta Sutta – Sutta von der Güte

So soll der handeln, der das Heil erstrebt,
nachdem die Stille Stätte er erkannt:

Er sei energisch, aufrecht, unbeirrt,
doch sanft und ansprechbar und ohne Stolz.
Genügsam sei er und bescheiden,
nicht betriebsam, aber klug.
Er zügle seine Sinne, habe leicht genug.

Den Wesen allen werde Glück und Frieden,
sie alle mögen glücklich sein!

Was immer es an Lebewesen gebe,
ob sie umherziehn mögen oder seßhaft seien,
klein, mittel oder hochgewachsen,
schwächlich, handfest oder stark,
vor Augen oder im Verborgenen,
hier in der Nähe oder fern daheim,
geboren oder erst noch im Entstehen –

die Wesen alle mögen glücklich sein!

Er sollte niemals einen andern schmähen
und niemanden, wo immer auch, verachten;
aus Ärger und aus feindlicher Gesinnung
soll niemand je nach Unheil wieder trachten.

Gleich einer Mutter, die den eignen Sohn,
den einzigen,  beschützt mit ihrem Leben,
soll gegenüber allen Wesen er
den Geist von Schranken frei zu machen streben.

Zur ganzen Welt soll Güte er entfalten
und seinen Geist von Schranken ganz befreien,
nach oben, unten und auch in der Breite,
nicht eingeengt von Haß und Feindschaft, sondern rein.

Ob stehend, gehend, sitzend oder liegend
soll diese Geisteshaltung er erzeugen
und nie der Schlaffheit je erliegen.

Das nennt man „Göttliches Verweilen“ in der Welt.

Ein neuer Zugang zu den 10 Geboten

Ten Principles for Living a Life of Integrity, by Rabbi Rami Shapiro

Von Rabbi Rami Shapiro´s Webseite „Temple Israel“. Eine inspirierende Webseite, die weit über das konventionelle Denken über Religion hinausgeht.

Read these ten vows carefully. First seek only to understand their meaning and intent. Then ask yourself whether or not they speak to you. Do they challenge you to live up to the principles they espouse? If they do, read them aloud as an affirmation of intent. Speak them as an act of ownership and commitment: This is what I am about as a religious person. These are among the core ideals I seek to manifest in my life through my actions. These are the pillars of truth I lean upon in my quest for spiritual awakening.

Übersetzung der 10 Gebote aus dem Alten Testament

Quelle: EKD, Wikipedia; Ex 20,2–17 und Dtn 5,6–21

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Wortlaut: „Ich bin JHWH, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“

YHVH, the Unnamed and Unnameable Reality, is God, the Source and Substance of all Being and Becoming.

Aware that the ego forever creates gods in its own image for its own profit, I vow to recognize all ideas about God as products of human culture, bound by history and circumstance, and forever incapable of defining and describing the Reality Beyond Naming. Aware that the human being is capable of encountering God and of articulating that encounter through myth, metaphor, art, and music, I vow to enter into dialogue with other faiths and their followers to appreciate and experience more fully the depth of human spirituality, insight, and creativity. In this way do I vow to establish a common bond with all spiritual seekers recognizing that we are each particularist practitioners of a Universal Truth.

Du sollst dir kein Bildnis machen

„Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“

YHVH cannot be imagined and must not be imaged.

Aware of the suffering caused by allegiance to dogma and creed, I vow never to make idols of ideas or to mistake any ism for the Is. All religious teaching is human in origin and therefore subject to error, illusion, prejudice, pride, and politics. All religions are false insofar as they claim to be true. All religions are true insofar as they recognize and admit to being false. I vow to practice meditation as a means of emptying the mind of thought and image and thereby awakening to God.

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.

„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.“

Do not misuse religion or spirituality by taking God in vain.

Aware of the suffering caused by the misuse of God and religion in the quest of power, I vow never to mistake my path as the Path, my truth as the Truth, my idea of God as God, YHVH, Reality, but to surrender my opinion to the greater unknowing that is the One Beyond Knowing. I dedicate myself to humility in matters of the spirit, recognizing that at best I glimpse but an infinitesimal slice of the infinite Whole.

Du sollst den Feiertag heiligen.

„Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig!“

Remember the Sabbath and set it apart.

Aware of the suffering caused by unmindful living, I vow to cultivate Shabbat as a weekly day of mindfulness and attention, setting it aside for rest, renewal, reflection, and re-creation. I vow to cultivate the Sabbaths of the seventh year and the seventh cycle of years. In the sabbatical year I vow to rethink my priorities and reassess the decisions I have made that have brought me to this place in my life. I vow to make the changes that may be necessary to set my life firmly on a just and compassionate path. In the jubilee year I vow to free myself of debt and to help free those who are indebted to me. I vow to work toward a just world where all are free to develop their fullest potential.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt.

Honor your mother and your father.

Aware of the suffering caused by old age, illness, and death, I vow to care for my parents to the best of my ability. Recognizing that no parent is perfect, I acknowledge the sacrifices that were made on my behalf and the role my own behavior played and continues to play in my family’s evolution. I vow to cultivate reconciliation with my parents and to merit their respect by living according to the highest that is in me. I vow to promote the well-being of all elderly people, doing what I can to honor and respect both aging and the aged and seeing in the old a repository of wisdom and experience necessary for right living and a healthy and honorable society.

Du sollst nicht töten.

Du sollst nicht morden.

Do not murder.

Aware of the suffering caused by the needless and wanton destruction of life, I vow to cultivate compassion and justice and learn ways to protect the well-being of people, animals, plants, and minerals. I am determined not to murder, not to let others murder, and not to condone any act of murder in the world, in my thinking, and in my way of life. I recognize that murder refers not only to the literal taking of life, but to the killing of dignity. I vow to practice gentleness and respect toward all, learning how to struggle for what is right without falling prey to what is wrong.

Du sollst nicht ehebrechen.

Du sollst nicht die Ehe brechen.

Do not engage in sexual misconduct.

Aware of the suffering caused by sexual misconduct, I vow to cultivate sexual responsibility and not to engage in sexual relations without compassion and commitment. I am determined to respect my commitments and the commitments of others. I will do everything in my power to protect children and adults from sexual abuse and to eliminate sexually transmitted disease. I vow to honor my body and the bodies of others by treating all beings with respect and dignity. I vow to hallow pleasure and the senses by seeing the wonder of life within and around me. I vow to uphold the holiness of sexuality by never degrading it, myself, or another through violence, ignorance, or deceit.

Du sollst nicht stehlen.

Du sollst nicht stehlen.

Do not steal.

Aware of the suffering caused by exploitation, social injustice, theft, and oppression, I vow to practice acts of loving-kindness toward all things. I vow to practice generosity by sharing my time, energy, and material resources with those in need. I vow not to steal or keep anything that should belong to others. I will respect the property of others, yet work for the wise use of all earthly resources. I vow to cultivate peace by refraining from acts of violence (both verbal and physical), doing whatever I can to protect others from violence, and working with others to end violence in society as a whole.

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.

Do not lie.

Aware of the suffering caused by wrongful speech and shallow listening, I vow to cultivate compassionate speech and attentive listening. I vow to speak truthfully, with words that inspire self-confidence, joy, compassion, justice, and hope. I am determined not to spread news that I do not know to be certain or to share information that will cause needless harm. I vow not to criticize or condemn things of which I am not sure and to cultivate an open mind. I will refrain from uttering words that cause needless division or discord, and I will make every effort to reconcile differences peacefully and compassionately and resolve all conflicts, however small.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört.

Do not covet.

Aware of the suffering caused by unmindful consumption, I vow to cultivate ethical eating, drinking, and consuming, to promote both personal and planetary well-being. I vow to live simply, to enjoy what I have before seeking to have more, and to labor for that which I desire honestly and justly. I vow to honor the differing gifts of people and to respect the property of others, seeing in another’s success inspirational lessons for my own efforts.