Artensterben

Wie können Biodiversität und Ökosysteme erhalten werden?

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Videos zum Thema Artensterben

Die ersten Videos sind kurz und intuitiv, dann kommen längere – immer noch Infotainment – und am Schluss wissenschaftliche Vorträge zum Thema.

Fakten zum Artensterben

Die biologische Vielfalt in all ihrer Gesamtheit – nicht nur einzelne besondere Arten – stellt unsere Lebensgrundlage dar. Arten, die ausgestorben sind, können nicht zurückgeholt werden. Das Aussterben von Arten kann systemische Dominoeffekte nach sich ziehen, da die Arten füreinander Nahrungs- und Lebensgrundlage sind.

Zurzeit findet das größte Massenaussterben seit dem Zeitalter der Dinosaurier statt. Weltweit sterben Arten derzeit 100- bis 1000-mal schneller aus als vor dem Beginn menschlicher Einflüsse. In den letzten 500 Jahren sind über 300 Landwirbel-
tierarten ausgestorben; die untersuchten Bestände von Wirbeltierarten sind zwischen 1970 und 2014 im Durchschnitt um 60 % zurückgegangen. (Scientists for Future)

Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © Gregor Hagedorn,  CC BY-SA 4.0, Graph after Ceballos et al. 2015. Fig 1.B. CC BY-NC 4.0. Source: DOI 10.1126/sciadv.1400253 SOURCE: Ceballos et al. 2015. Accelerated modern human–induced species losses: Entering the sixth mass extinction. Sci. Adv. 2015;1:e1400253.  CC BY-NC 4.0. DOI 10.1126/sciadv.1400253 – https://advances.sciencemag.org/content/advances/1/5/e1400253.full.pdf
Quelle: Scientists for Future; SOURCE: WWF Living Planet Report 2018 non-animated recolored version. Official numbers from Report p.90: 60% Decline = 40% Remaining
CREDITS: © Gregor Hagedorn, 2019 CC BY-SA 4.0. Source: WWF Living Planet Report 2018 [SlideID:3032]

ORIGINAL CAPTION: Cumulative vertebrate species recorded as extinct or extinct in the wild by the IUCN (2012). Graphs show the percentage of the number of species evaluated among mammals (5513; 100% of those described), birds (10,425; 100%), reptiles (4414; 44%), amphibians (6414; 88%), fishes (12,457; 38%), and all vertebrates combined (39,223; 59%). Dashed black curve represents the number of extinctions expected under a constant standard background rate of 2 E/MSY. [The original publication has two variants: (A) Highly conservative estimate. (B) Conservative estimate; here only the latter is shown]

Berichte über das Artensterben (Quelle: ZEIT online):

  • Von den weltweit bekannten 1,7 Millionen Arten sind aktuell etwa 25 Prozent gefährdet, also circa 425.000. 
  • Mit den Daten der gut untersuchten Artengruppen … können wir … hochrechnen dass es weltweit ca. 8,1 Millionen Arten gibt. Von diesen ist derzeit ungefähr eine Million vom Aussterben bedroht.
  • Ein Drittel der marinen Säugetiere sind gefährdet, ebenso ein Drittel der riffbildenden Korallen.
  • Bei den Amphibien sind 40 Prozent gefährdet.
  • Von der artenreichsten Gruppe, den Insekten, sind zehn Prozent bedroht. 
  • Weltweit haben sich die Bestände von Wirbeltieren innerhalb von etwa 40 Jahren im Durchschnitt mehr als halbiert, pro Jahr gab es zwei Prozent weniger Tiere.
  • In Deutschland ist von den rund 72.000 bekannten Tier-, Pflanzen- und Pilzarten rund ein Drittel in seinem Bestand bedroht.

Gründe für den Rückgang der Biodiversität sind zum einen Lebensraumverluste durch Landwirtschaft, Entwaldung und Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr. Zum anderen sind es invasive Arten, sowie Übernutzung in Form von Übersammlung, Überfischung und Überjagung. (Scientists for Future)

Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © Catherine Eckenbach & Gregor Hagedorn, CC0, after Ellis et al. 2010: Anthropogenic transformation of biomes. Global Ecol & Biogeog 19: 589–606 DESCRIPTION: Seit 1700 haben sich die Landnutzungsanteile weltweit umgekerht: Während 1700 die Hälfte allen Landes Wildfläche war, ist heutzutage über die Hälfte Nutzland.
Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © Gregor Hagedorn, CC0, after Ellis et al. 2010: Anthropogenic transformation of biomes. Global Ecol & Biogeog 19: 589–606 [SlideID:3079]

Die Erderwärmung kommt hinzu: Bei unveränderten CO2-Emissionen könnten bis 2100 z. B. aus dem Amazonasbecken oder von den Galapagosinseln die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Auch für die tropischen Korallenriffe ist die
Meereserwärmung der Hauptbedrohungsfaktor.

Scientists for Future: CREDITS: © Gregor Hagedorn et al. 2019. The concerns of the young protesters are justified. GAIA 28 / 2(2019): 79–87, CC-BY 4.0 SOURCE: Warren R., J. Price, J. VanDerWal, S. Cornelius, H. Sohl. 2018. The implications of the United Nations Paris Agreement on Climate Change for Globally Significant Biodiversity Areas. Climatic Change 147/3 – 4: 395 – 409. 

Der Verlust an landwirtschaftlicher Nutzfläche und Bodenfruchtbarkeit, sowie die irreversible Zerstörung von Artenvielfalt und Ökosystemen, gefährden die
Lebensgrundlagen und Handlungsoptionen heutiger und kommender Generationen. (Scientists for Future)

Der Bericht des Weltbiodiversitätsrats der UNO

(IPBES Global Assessment Report)

Erstmals seit 14 Jahren hat der Weltbiodiversitätsrat IPBES die Lage der globalen Artenvielfalt beurteilt. Mit einem gigantischen Aufwand:
„Compiled by 145 expert authors from 50 countries over the past three years, with inputs from another 310 contributing authors, the Report assesses changes over the past five decades, providing a comprehensive picture of the relationship between economic development pathways and their impacts on nature. It also offers a range of possible scenarios for the coming decades. Based on the systematic review of about 15,000 scientific and government sources, the Report also draws (for the first time ever at this scale) on indigenous and local knowledge, particularly addressing issues relevant to Indigenous Peoples and Local Communities.“

Auszüge aus dem Bericht des Weltbiodiversitätsrats

Hier findet Ihr die Original-Zusammenfassung des IPBES Global Assessment Report (english) zum Download. Wer diesen komplexen Text nicht lesen möchte – in den Medien und bei verschiedenen Organisationen findet Ihr viele zusammenfassende Berichte, die die Situation anschaulich darstellen. Hier eine Auswahl:

Die Zeit:
Das Artensterben ist so gefährlich, wie der Klimawandel
Die Arten dieser Erde sichern unser Überleben
Was zur Hölle ist ein Pangolin?
Eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht

The Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES): IPBES Global Assessment Report warns of ‘unprecedented’ decline in nature and species, calls for ‘transformative changes’

National Geographic:
One million species at risk of extinction, UN report warns

n-tv:
Eine Million Arten stehen vor dem Aussterben.

Wie sieht das Artensterben in Europa aus?

n-tv: Weniger Vögel in Deutschland und ganz Europa

Insektensterben

N-TV, 30.10.19: Die Insekten in Deutschland verschwinden
Eine aktuelle Studie der Technischen Universität München belegt einen massiven und raschen Schwund der Insekten in Deutschland: „Insgesamt analysierten die Wissenschaftler Daten von mehr als einer Million Insekten und anderen Krabbeltieren, die zu mehr als 2700 Arten gehörten. Sowohl auf Wiesen als auch in Wäldern ging die Artenzahl im Studienzeitraum (2008 bis 2017) um etwa ein Drittel zurück. Auch deren Gesamtmasse nahm ab, besonders ausgeprägt in den Graslandschaften – um 67 Prozent. In den Wäldern schrumpfte sie um etwa 40 Prozent. Den Einfluss des schwankenden Wetters berücksichtigten die Forscher.“

Hier findest Du die Bekanntmachung auf der Webseite der TUM, hier den Abstract der Veröffentlichung im renommierten Fachmagazin „Nature“: „Here we analyse data from more than 1 million individual arthropods (about 2,700 species), from standardized inventories taken between 2008 and 2017 at 150 grassland and 140 forest sites in 3 regions of Germany. Overall gamma diversity in grasslands and forests decreased over time, indicating loss of species across sites and regions. In annually sampled grasslands, biomass, abundance and number of species declined by 67%, 78% and 34%, respectively.

Einer der Studien-Autoren hatte übrigens schon „2016 eine wichtige Entdeckung gemacht, die ebenfalls in „Nature“ veröffentlicht wurde: Intensivierte Landwirtschaft führt dazu, dass es überall die gleichen Arten gibt.„: “ Wo Menschen Grünlandflächen intensiver bewirtschaften, nimmt nicht nur die Artenvielfalt ab, sondern die Landschaft wird eintöniger und schließlich bleiben überall die gleichen Arten übrig. Somit wird die Natur ihre „Leistungen“ von der Bodenbildung für die Nahrungsproduktion bis zur Schädlingsbekämpfung nicht mehr erbringen können. Unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) haben 300 Wissenschaftler erstmals untersucht, welche Konsequenzen intensivere Landnutzung über Artengruppen hinweg auf Landschaftsebene hat.

Hier ein Film über die Forscher und deren Forschungsgebiet, die Biodiversitätsforschung:

Dazu eine anekdotische Erfahrung: Während meines Urlaubs in Kroatien (2019) war ich (GM) bei meiner Ankunft auf dem Zeltplatz sehr irritiert. Es gab keine Insekten. Keine „lästigen“ Stechmücken, keine Wespen (!), keine Schmetterlinge – selbst Ameisen entdeckten wir erst am Ende unseres zweiwöchigen Aufenthalts. Und das war in der gesamten Umgebung so. Dabei hatte ich den Ort so in Erinnerung, dass vor allem nachts zum Teil riesige Insekten unterwegs waren – und die Wespen hatte ich nur allzu gut in Erinnerung ;-). Aber selbst vor hellen Lampen konnte man nun keine Insekten mehr beobachten. Ein so vollständiges Fehlen sämtlicher Insekten kann ich mich nicht anders erklären, als durch eine bewusste Insektizidorgie.

Der Living Planet Report des WWF

Eine gute Zusammenfassung der Situation gibt ein weiterer ZEIT-Artikel (Jan 19): Wie geht es den Arten? Er zeigt: Spezies sterben außerdem heute mindestens hundertmal schneller aus als in der Vergangenheit, vielleicht sogar mehr als tausendmal schneller. Bislang waren Naturereignisse (wie etwa der gewaltige Asteroideneinschlag auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan für 65 Mio Jahren) für solche Massensterben ursächlich. Heute sind es wir – und zwar durch folgende Faktoren:

  • Habitatverlust, d.h. Lebensraumverluste durch den Klimawandel, die Abholzung der Regenwälder oder das Fluten von Tälern, um Wasserkraft zu gewinnen.
  • Verschleppung invasiver Arten quer über den Planeten. Diese verdrängen ansässige Pflanzen und Tiere oder übertragen Krankheiten. Beispiel: Ein Hautpilz, der 99 Prozent der befallenen Frösche und Salamander tötet.
  • Vergiftung von Lebensräumen, v.a. Süßwassersysteme wie Flüsse und Seen. 
  • Anstieg der Weltbevölkerung, kombiniert mit einem Anstieg des globale Konsumniveaus.
  • Direkte Ausrottung durch Jagd oder Fischerei.

Hier geht es direkt zum Living Planet Report des WWF, der zeigt: Allein zwischen 1970 und 2012 sind die globalen Wildtierbestände um 60 Prozent gesunken.

Bienensterben

TED-Video: „Why bees are disappearing“ von Marla Spivak.
„Honeybees have thrived for 50 million years, each colony 40 to 50,000 individuals coordinated in amazing harmony. So why, seven years ago, did colonies start dying en masse? Marla Spivak reveals four reasons which are interacting with tragic consequences. This is not simply a problem because bees pollinate a third of the world’s crops. Could this incredible species be holding up a mirror for us?“

Überfischung der Meere

Quelle: Scientists for Future; CREDITS: © G. Hagedorn, CC BY-SA 4.0, based on FAO 2018, https://www.fao.org/3/i9540en/I9540EN.pdf, Fig. 14
DESCRIPTION: Globaler Trend der Fischbestände im Zeitraum von 1975 bis 2015. Die Menge der überfischten Bestände nimmt zu, während unterfischte Bestände sich einem Minimum annähern (<10%). SOURCE: The State of World Fisheries and Aquaculture 2018, FAO https://www.fao.org/3/i9540en/I9540EN.pdf, Fig. 14, p. 56

https://www.planet-wissen.de/natur/meer/ueberfischung_der_meere/
Innerhalb der vergangenen 60 Jahre hat sich die Menge des gefangenen Fisches vervielfacht – von 12,8 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf etwa 80 Millionen Tonnen pro Jahr seit der Jahrtausendwende.
Die Folge: Der Bestand der großen Speise- und Raubfische wie Thunfisch, Schwertfisch und Hai ist um 90 Prozent zurückgegangen. Gerade die für die Fortpflanzung so wichtigen Altfische, die durch ihre Größe viele Nachkommen zeugen könnten, fehlen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gelten mehr als die Hälfte aller Fischbestände als bis an die biologische Grenze befischt. Weitere 30 Prozent sind bereits völlig erschöpft. In den europäischen Fanggebieten ist die Situation noch dramatischer: Im Mittelmeer gelten beispielsweise 93 Prozent der Bestände als überfischt (Stand: 2015).

https://reset.org/knowledge/ueberfischung-der-meere
„Etwa 30 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände gelten als überfischt, 60 Prozent der Fischbestände sind maximal befischt. Nur 10 Prozent der globalen Fischbestände sind noch nicht an der Belastungsgrenze befischt. Das geht aus dem Bericht über den Zustand der Weltfischbestände und der Aquakultur der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hervor. Sollte sich an dieser Situation nichts ändern, werden die meisten Fischbestände in den Ozeanen laut Prognose des UN-Umweltprogramms UNEP bis zum Jahr 2050 kollabiert sein – ein  kommerzieller Fischfang wäre damit nicht mehr möglich.“

Gute Nachrichten zum Artenschutz

n-tv: Kolumbien schafft riesigen Nationalpark

Was spricht gegen die genannten Informationen und Fakten?

Wenn Du belegbare Informationen hast, die den hier dargestellten widersprechen oder diese ergänzen, sende uns bitte eine E-Mail, möglichst mit entsprechenden Links und Belegen dazu. Wir prüfen Deine Informationen im Rahmen unserer Möglichkeiten und werden sie veröffentlichen, wenn wir die Evidenz nachvollziehen können. 

Ziele, um das Artensterben aufzuhalten

UNO-Agenda 2030 – 14. Ziel: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

UNO-Agenda 2030 – 14. Ziel

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Lösungsansätze zum Erhalt der Biodiversität

Artenschutz ist auch auf lokaler Ebene möglich: „Rettet die Bienen“ ist ein erfolgreiches Volksbegehren in Bayern

„Rettet die Bienen“ ist das bisher erfolgreichste Volksbegehren in Bayern. 18,4 % der Wahlberechtigten beteiligten sich. Die derzeit regierende bayerische Koalition aus CSU und Freien Wählern will den Gesetzentwurf annehmen. (Stand 7. Mai 2019)

Hier geht es direkt zur Homepage des Volksbegehrens Artenvielfalt. Dort erfahrt Ihr aus erster Hand, wie es nun weitergeht.

Was kann ich selbst gegen das Artensterben und für den Erhalt der Biodiversität tun?

Gerade bei diesem Thema zeigt sich, wie all die verschiedenen Probleme zusammenhängen – weil sie die gleiche Wurzel haben: Unsere seltsame Art des wirtschaftens und konsumierens. Das bedeutet: Wenn Du die Handlungsmöglichkeiten zum Thema Einkaufen, Essen, Müllvermeidung berücksichtigst, tust Du zugleich etwas gegen das Artensterben.

Aber wie beim Klimawandel gilt auch hier: Nur das persönliche Handeln reicht nicht. Wir müssen politisch Druck machen – und zwar genauso deutlich, wie derzeit beim Klimawandel.

Reset.org: Schütze den Wald!  Weltweit werden pro Minute Waldflächen in der Größe von 35 Fussballfeldern abgeholzt – für Toilettenpapier, Coffee-to-go-Becher, Bio-Sprit und Steaks. Es gibt viel, was Du dagegen tun kannst!

to be continued…